Die Bergminze - ein unverwüstlicher Rosenbegleiter

Die kleinblütige Bergminze im Rosenfeld des Kaiserhains im Deutschen Rosarium Dortmund

 

Die Bergminze, auch als Steinquendel bezeichnet, ist eine Staude aus der Familie der Lippenblütler, zu der auch so bekannte Stauden wie Thymian, Lavendel, Agastache oder Salbei gehören. Die Bergminze übernimmt in Pflanzungen wegen ihrer unaufdringlichen kleinen Blüten eher eine dienende Funktion, ist daher eine perfekte Rosenbegleiterin und unterstützt diese in ihrer optischen Wirkung. Ebenso wie Rosen lieben Bergminzen die Sonne – insbesondere die kleinblütige Bergminze (Clinopodium nepeta, syn.:´Calamintha nepeta´) und deren Abkömmlinge. Die nomenklatorisch geänderte Gattungsbezeichnung von Calamintha nach Clinopodium hat sich in der Fachliteratur und im Handel noch nicht durchgesetzt.

 

Kenner schätzen die Bergminze als Rosenbegleiterin wegen ihre sprichwörtlichen Gesundheit und Robustheit, wegen ihrer Wüchsigkeit und Standfestigkeit sowie wegen ihres aromatischen Minzeduftes. Außerdem sorgt ihr dichter Bestand für eine gute Bodenbeschattung.

 

Unschlagbar ist die Staude wegen der langen Blütezeit und wegen ihrer anziehenden Wirkung auf Insekten und Schmetterlinge. Gerade im Spätsommer und Herbst hat die Bergminze wegen der blütenärmeren Jahreszeit fast ein Alleinstellungsmerkmal als Insektenmagnet und trägt damit erheblich zur Belebung von Gartenpartien bei. Allein deshalb sollte man auf sie in Gartenanlagen nicht verzichten.

 

Als Flächenstauden eignen sich Bergminzen speziell für trockene Gehölzränder, Felssteppen und Steingärten sowie Steppenheiden, für Beete vor sonnigen Hauswänden und Mauern, für Duftgärten oder Kiesbeete und für sonnenexponierte Mischpflanzungen aus Stauden, Gräsern und Gehölzen – also für Pflanzbereiche, die eher durch trockenen Boden und stärkere Sonneneinstrahlung gekennzeichnet sind.

 

Das natürliche Verbreitungsgebiet der kleinblütigen Bergminze erstreckt sich vom westlichen Mittelmeerraum über Istrien bis zu den Schweizer Südalpen. Dort ist sie besonders im kargen Bergland anzutreffen.

Ihre gartenwürdigen Sorten werden zwischen 40 und 45 cm hoch. Insbesondere der hellviolette Klon Calamintha nepeta „Triumphator“ (syn. Calamintha nepeta ssp. nepeta) wurde vom Arbeitskreis Staudensichtung mit dem Prädikat ´ausgezeichnet´ bewertet. Sie besitzt eine gute Standfestigkeit, breitet sich wegen ihrer Unfruchtbarkeit nicht durch Samen aus und benötigt daher im Spätsommer keinen Rückschnitt.

Im Frühjahr werden Bergminzen bodennah zurückgeschnitten und erhalten pro Quadratmeter zur Nährstoffversorgung etwa 30 g eines organisch-mineralischen Düngers.

 

Alle übrigen gartenwürdigen Sorten von Calamintha nepeta wie etwa

die blauviolett blühenden Sorten „Lila Riese“ oder „Blue Cloud“ oder die weiß blühende Sorte „Weißer Riese“ sind ebenfalls sehr vital, sollten aber nach dem ersten Flor im Anfang August bodennah zurückgeschnitten werden, um ein Aussamen zu verhindern. Sie blühen danach bis zum Frost. Die Genannten wurden nach ihrer Sichtung mit „sehr gut“ bewertet.

 

 

Die großblütige Bergminze (Calamintha grandiflora) kommt von Nordafrika bis zu den Nordalpen vor und ist auch im Kaukasus und Kleinasien verbreitet. Dort ist sie als Unterwuchs in Beständen von Buchen- und Tannen-Mischwäldern zu finden. Sie liebt frische und humose Böden sowie lichten Halbschatten. Trockenheit, pralle Sonne und Kahlfröste mag sie nicht: sie führen schnell zu Pflanzenausfällen. Die großblütige Bergminze breitet sich durch kurze Ausläufer aus. Da kleine Gruppen aber ein sehr variables Erscheinungsbild bieten, sind bis auf die Auslese „Kobold“ (violett-rosa, 25 cm, V-VIII) keine wirklich gartenwürdigen Sorten im Handel. 

 

Die heimische Wald-Bergminze Calamintha sylvatica (syn.:Calamintha menthifolia) ist in lichten Laubwäldern und auf sonnigen Hängen in Nordafrika, im Mittelmeerraum sowie in Mitteleuropa und im Nordiran auf meist trockenen, kalkhaltigen Böden anzutreffen. Im Handel sind zwei Sorten, die bis 60 cm hoch werden aber leider etwas weniger standfest sind und nicht so reich blühen wie Calamintha nepeta:

Die violett blühende „Gottfried Kühn“ und die weiß blühende „Menthe“. Zur Vermeidung einer Selbstaussaat müssen auch sie im August nach der ersten Blüte bodennah zurückgeschnitten werden.

 

Bergminzen haben seit dem Altertum auch Bedeutung als Arzneimittel in der Kräutermedizin. Blätter und Blüten werden getrocknet zu verdauungsfördernden und anregenden Tees verarbeitet, die auch bei Erkältungen und Magenschmerzen helfen sollen. Selbst zum Würzen von Speisen eignen sich Triebe, Blüten und Blätter der kleinblütigen Bergminze. Sie verleihen Salaten, Suppen, Gemüsegerichten, gegrilltem Fleisch oder Getränken und grünen Smoothies ein oregano- bis minzeartiges Aroma. Die Vielseitigkeit der kleinblütigen Bergminze ist es wert, sich im eigenen Garten mit ihr zu beschäftigen.

 

Text:       Ulrich Perpeet (PE)

Bilder:     Ulrich Perpeet (PE) und Wikimedia Commons (WMC)

 

Weitere Informationen:

 

Abschlussbericht über die Staudensichtung von Calamintha nepeta

https://www.hortigate.de/bericht?nr=54445

 

Gayssmayer über den Steinquendel:

https://www.gaissmayer.de/duft/begegnungen-calamintha/

 

Staudensichtung Bergminzen (Seiten 29-30):

https://www.staudensichtung.de/ergebnisse.html?Aufruf=ja&anfang=0&schrittzahl=10

 

Pe, 09/19