Zwei faszinierende Wolfsmilcharten

Himalaya-Wolfsmilch im Westfalenpark Dortmund (PE)

Zahlreiche Wolfsmilch-Arten und –Sorten gehören schon lange in das Repertoire guter Gartengestaltung. Ihr Beliebtheitsgrad nimmt seit Jahren zu, da einerseits das Sortiment in Gärtnereien steigt und andererseits die Unkompliziertheit in der Kultur und die Attraktivität im Erscheinungsbild entdeckt wird. 2013 wurde die Gattung Wolfsmilch (Euphorbia) vom Bund Deutscher Staudengärtner zu Staude des Jahres erklärt, wobei man wohl nur die staudigen Arten im Blick hatte.

 

Die Gattung Euphorbia ist weltweit mit über 2.000 Arten verbreitet und zeichnet sich durch eine große Formenvielfalt aus. Sie umfasst Einjährige, Stauden, Halbsträucher, Sukkulente und Gehölze – wie etwa den bekannten Weihnachtsstern.

 

Für die Wolfsmilchgewächse ist charakteristisch, dass ihre kleinen und unscheinbaren Blüten von prächtigen Hochblättern (Brakteen) umgeben sind, deren Schmuckwirkung weit über die eigentliche Blütezeit hinausreicht. Über viele Wochen und manchmal über Monate zeigen sie ein grünliches Gelb, einige feuriges Orange oder Rot. Diese Hochblätter dienen als Lockorgan für bestäubende Insekten. Neben den Hochblättern haben bei vielen Sorten auch die Laubblätter besonderen Schmuckwert durch graublaue, intensiv grüne oder rötlichbraune Färbung.

 

Die meisten gartenwürdigen Euphorbien sind ´Sonnenanbeter´, lieben den warmen Gehölzrand, Stein- oder Kiesgärten und trocken-warme, nach Süden ausgerichtete Hänge oder sonnige Rabatten. Bei der Euphorbia-Sichtung des Arbeitskreises Staudensichtung im Bund Deutscher Staudengärtner in den Jahren 2009 bis 2012 hat der Arbeitskreis an 7 Sichtungsstandorten in Deutschland 44 Arten und Sorten Euphorbia für den Einsatz in Gärten und Grünanlagen geprüft, darunter auch die Gold-Wolfsmilch und die Himalaya-Wolfsmilch, welche zu den beliebtesten Wolfsmilcharten für Hausgärten zählen.

 

 

Gold-Wolfsmilch (Euphorbia polychroma)

Die Gold-Wolfsmilch ist eine horstig und halbkugelig wachsende Art, die 40 cm bis 50 cm hoch wird. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Österreich über Italien bis zur Ukraine, Bulgarien und Griechenland. Wegen ihres frühen und langanhaltenden Flors setzt die Gold-Wolfsmilch bereits im Frühling in Verbindung mit Zwiebelgewächsen beeindruckende Akzente in Gartenbeeten. Ihr leuchtendes Gelbgrün ist schon im Mai beispielsweise mit Vergissmeinnicht als Partner ein attraktiver Hingucker. Darüber hinaus fühlen sie sich auf frischen bis trockenen Freiflächen und an Gehölzrändern sowie in Steinanlagen sehr wohl, wenn diese von der Sonne verwöhnt sind. Da die Pflanzen über die ganze Vegetationsperiode ein gutes Bild abgeben, bieten sie sich als relativ flach bleibende Art besonders für den Beet-Vordergrund an. Im Winter ist ein leichtes Schattieren mit Gehölzzweigen zum Schutz gegen Wintersonne angebracht. Die Ausgangsart ist zwar auch gartenwürdig, variiert aber durch Aussamen stark.

Die Euphorbia-Sichtung stellt folgende Sorten als besonders gartenwürdig heraus:

 

Sorte ´Major´

Blütezeit: Ende April bis Ende Mai, gelb, sehr reichblütig, sehr gute Blütenschmuckwirkung, gute Blattschmuckwirkung, rotorange Herbstfärbung, hohe Wuchskraft, 40 bis 50 cm, ausgezeichnete Standfestigkeit, gute Winterhärte, sehr hohe Widerstandsfähigkeit, eine sehr gute Sorte.

 

 

Sorte ´Midas´

Blütezeit: Mitte April bis Ende Mai, grüngelb, sehr reichblütig, ausgezeichnete Blütenschmuckwirkung, gute Blattschmuckwirkung, rötliche Herbstfärbung, sehr hohe Wuchskraft, jedoch mäßige Standfestigkeit, 40 bis 50 cm, gute Winterhärte, hohe Widerstandsfähigkeit, eine sehr gute Sorte.

 

Sorte ´Messing´

Blütezeit: Ende April bis Ende Mai, gelb, sehr reichblütig, sehr gute Blütenschmuckwirkung, mäßige Blattschmuckwirkung, rötliche Herbstfärbung, mäßige Wuchskraft, gute Standfestigkeit, 40 bis 50 cm, gute Winterhärte, sehr hohe Widerstandsfähigkeit, eine gute Sorte

 

Sorte ´Purpurea´

Blütezeit: Anfang April bis Mitte Mai, grüngelb, reichblütig, sehr gute Blütenschmuckwirkung, gute Blattschmuckwirkung, Purpurlaubigkeit, rötliche Herbstfärbung, mäßige Wuchskraft, sehr gute Standfestigkeit, 30 bis 40 cm, gute Winterhärte, hohe Widerstandsfähigkeit, eine Liebhabersorte.

 

 

Himalaya-Wolfsmilch (Euphorbia griffithii)

Die Himalaya-Wolfsmilch ist im Himalaya, in Myanmar, Bhutan und Südchina beheimatet und kommt dort in Hochstaudenfluren, in krautreichen Wiesen und an Gebüschrändern vom Bergland bis im Hochgebirge vor. Die Art sticht durch ihre leuchtend orangeroten Brakteen, rote Stängel und durch ihre orangerote Herbstfärbung hervor. Selbst im Winter sind die kahlen Triebe noch ansehnlich. Um die etwas frostempfindlichen Pflanzen dauerhaft im Garten zu etablieren sollten sie im Frühjahr gepflanzt werden und im ersten Jahr einen trockenen Winterschutz erhalten. Danach sind sie zuverlässig winterhart ( bis – 27°C ) und äußerst gesund. Im Gegensatz zur Gold-Wolfsmilch mögen sie keinen zu trockenen Boden. Die Euphorbia-Sichtung bewertet zwei Sorten als besonders gartenwürdig:

 

Sorte ´Fireglow´

Blütezeit: Ende April bis Anfang Juli, orange, mäßig blühend, sehr gute Blütenschmuckwirkung, gute Blattschmuckwirkung, gelborange Herbstfärbung, mäßige Wuchskraft, sehr gute Standfestigkeit, 70 bis 80 cm, ausläuferbildend, mäßige Winterhärte, hohe Widerstandsfähigkeit, eine gute Sorte.

 

Sorte ´Fireglow Dark´

Blütezeit: Ende April bis Ende Juni, orange, mäßig blühend, ausgezeichnete Blütenschmuckwirkung, ausgezeichnete Blattschmuckwirkung, orange Herbstfärbung, mäßige Wuchskraft, ausgezeichnete Standfestigkeit, 50 bis 70 cm, ausläuferbildend, mäßige Winterhärte, hohe Widerstandsfähigkeit, eine sehr gute Sorte.

 

Wer es mit Wolfsmilch im Garten versuchen möchte, sollte einige Regeln beachten.

Da der Milchsaft auf der Haut Verbrennungen hervorrufen kann, sollte man bei ihrer Pflanzung und bei Arbeiten, bei denen Berührungen unvermeidlich sind, unbedingt Handschuhe tragen. Gerät giftiger Milchsaft auf die Haut, sollte er mit Wasser abgespült werden. Um den Pflanzen das Anwachsen zu erleichtern ist eine Frühjahrspflanzung empfehlenswert, ebenso ein Winterschutz im ersten Jahr. Alle wintergrünen Wolfsmilcharten werden im Frühjahr vor dem Neuaustrieb zurückgeschnitten. Mit Schnecken haben alle Wolfsmilcharten kein Problem. Bei Staunässe und längeren Regenperioden kann gelegentlich Stängelfäule oder Grauschimmel auftreten. Bei längeren Hitzephasen, die mit Trockenheit einhergehen, wird auch von einem Befall mit Spinnmilben oder weißer Fliege berichtet. Solche eher seltenen Ereignisse sind aber kein Anlass, um auf diese attraktiven Stauden zu verzichten.

Text:   Ulrich Perpeet

 

Bilder: Ulrich Perpeet (PE), Christiane Frost (FR), Jochen Wegner (WE) und

           und Baumschule Horstmann jeweils mit freundlicher

          Genehmigung von ihren Webseiten.

 

Links: Baumschule Horstmann (HO) www.baumschule-horstmann.de

          Christiane Frost FR) www.frost-burgwedel.de

         

PE, 05/19