Der Rambler Francis E. Lester

Francis E. Lester im Deutschen Rosarium Dortmund

 

Der gebürtige Engländer Francis Edward Lester gründete nach seiner Auswanderung in die USA zunächst in Mesilla Park in New Mexiko das Unternehmen E. Lester Company, das indisches Handwerk vermarktete. Nebenbei legte er einen 2 ha großen Rosengarten an, wo er sich seinem Hobby widmete. Nach 25 Jahren machte er sein Hobby zu seinem neuen Beruf, zog nach Monterey in Kalifornien, gründete seine neue Firma ´Lester Rose Gardens´und befasste sich besonders mit der Stecklingsvermehrung alter und seltener Rosen, gab 1941 seine ersten Rosenkatalog heraus und veröffentlichte 1942 sein Buch ´My Friend, The Rose´. Sein Unternehmen widmete ihrem Gründer 1946 – ein Jahr nach seinem Tod – diese wundervolle Moschata-Hybride, indem sie diese in Erinnerung an den großen Rosenkenner auf seinen Namen taufte.

 

Diese Rose ist in der Rosengärtnerei aus einer Kreuzung von ´Kathleen´(Pemberton) und einem unbekannten Sämling entstanden und kann sowohl als Strauchrose als auch als Kletterrose / Rambler gezogen werden. Sie ist sehr wüchsig, winterhart und besitzt eine hohe Widerstandskraft gegenüber Pilzbefall. Wegen ihrer Robustheit toleriert sie auch arme Böden, Halbschatten und Nordlagen. Damit gehört sie zu den absolut Pflegeleichten.

 

Große Bedeutung hat sie inzwischen wegen ihrer naturnahen Eigenschaften. Sie ist eine hervorragende Bienenweide und ein wertvolles Vogelnährgehölz. Ihre gut 5 cm großen, offenschaligen Blüten besitzen meist nur 4, selten 8 Petalen (Blumenkronblätter) von apfelblütengleicher hell rosa bis weißer Farbe, in deren Mitte ein leuchtender orangegelber Staubblattkreis die Bienen und andere pollenliebenden Insekten anlockt. Die Blütenbüschel zu 20 bis 30 Einzelblüten wirken riesig durch ihren überschwänglichen Flor. Viele kleine orangefarbene Hagebutten zieren die Rose bis in den Winter und dienen als Nährstoffvorrat für Vögel.

 

In ihrer Blütezeit reizt Francis E. Lester viele Sinne des Rosenfreundes: die Augen durch den prächtigen Blütenflor, die Nase durch einen feinen intensiven Rosenduft sowie die Ohren durch das Summen der fleißigen pollensammelnden Bienen. Es ist ein Genuss, einmal etwas länger bei ihr stehen zu bleiben und das Insektengetriebe in ihren Blüten zu beobachten.

 

In meinem Garten in Mülheim zauberte Francis E. Lester jedes Jahr eine zweite Blüte in den Baum des hervorragenden Kompottapfels Jakob Lebel und im Herbst hing er noch übervoll mit kleinen orangeroten Hagebutten. Leider hat ein Sturm den Apfelbaum inzwischen gefällt und der kräftige Kletterer musste zur Strauchrose zurückgeschnitten werden.

 

Im Deutschen Rosarium im Westfalenpark ist die Rose an einem Rosenbogen im Areal der Historischen Rosen im Übergang vom Feld der Rosa x alba zum Feld der Rosa gallica oder auch im Areal des Kaiserhains zu bewundern. In den Blütengärten war Francis E. Lester mit der Rosa kordesii kombiniert und gab zur Blütezeit ein herrliches Bild ab. Im Zuge der Entfernung ihres morschen Klettergerüstes fielen sie leider dieser Maßnahme zum Opfer.

 

Obwohl Francis E. Lester nur einmal und spät im Juni blüht, gehört sie zu meinen Lieblingsrosen!

Text:     Ulrich Perpeet

Bilder:  Ulrich Perpeet (PE) und Christiane Frost (FR) mit freundlicher Genehmigung aus

            ihrer Webseite ´Ein Garten in Norddeutschland´

Pe, 03/20