Hohe Sedum – Schmuck in vier Jahreszeiten

Bereifte Fruchtstände von Sedum telephium ´Matrona´ im Westfalenpark (PE)

 

Die hohe oder große Fetthenne (Sedum telephium) wird von der Botanik in die Pflanzenfamilie der Dickblattgewächse (Crassulaceae) eingeordnet. Ihre dickfleischigen, wasserspeichernden Blätter machen die Pflanze zu einer  Trockenheitsspezialistin. Sie liebt trockene und sonnenexponierte Standorte sowie gut wasserdurchlässige und magere Böden. Die reine Art ist von Europa bis Sibirien verbreitet und lässt sich dort auf Freiflächen mit steinigen und sandigen Böden oder an Gebüschrändern vom Tiefland bis zum Bergland finden.

 

Neben der Sorten der hohen Fetthenne sind auch solche der prächtigen Fetthenne (Sedum spectabile) schon lange in unseren Gärten verbreitet, deren reine Art aus Ostasien den Weg in europäische Gärten gefunden hat. Beide Arten haben sehr ähnliche Ansprüche an ihre Standorte und haben auch ähnlichen Wuchscharakter.

 

Der aktuell geänderte botanische Gattungsname ´Hylotelephium´ für die hohen Fetthennen hat sich gegenüber dem bisher gebräuchlichen Namen ´Sedum´ noch nicht durchgesetzt.

 

Ihre gartenwürdigen Formen und Hybriden überzeugen heute als ´Ganzjahrespflanzen´ in Staudenbeeten und als Begleiter von Rosen im Zusammenspiel mit Gräsern, Schleierkraut, Sonnenhut oder Katzenminze.

Vom Austrieb über das Blattwerk, über die dekorativen Knospen der Blütenschirme bis hin zur späten Blüte sowie durch ihre attraktiven, winterüberdauernden Samenstände setzen sie sich das ganze Jahr wirkungsvoll in Szene.

 

 

Der Arbeitskreis Staudensichtung hat viele der im Markt befindlichen Formen und Sorten von Sedum spectabile und Sedum telephium geprüft.

 

Er stellte fest, dass sich bei Sedum spectabile viele Sorten, die als ausgelesene Mutationen aus der altbekannten Sorte Brilliant nicht sicher voneinander unterscheiden, zumal oft Rückmutationen auftreten. Sie wurden daher unter der Bezeichnung ´Brilliant´ bewertet und die anderen Sortennamen verworfen.

Als sehr wertvolle Gartensorten gelten danach:

Brilliant                 (sehr vital, gute Standfestigkeit, Blütenschirme kräftig purpurrosa, VIII-IX, H=40 cm, Prädikat: ausgezeichnet),

Lisa                       (hohe Vitalität, gute Standfestigkeit, leuchtkräftige, karminrosafarbene, sehr große Blütenschirme, VIII-IX, H=30 cm, Prädikat: ausgezeichnet)

Iceberg und Stardust (weißblühend, schwächer wachsend, neigen zum

 Zurückschlagen, VIII-IX, H=30 cm, Prädikat: gut).

 

Bei Sedum telephium sind viele Sorten hybriden Ursprungs, das heißt sie sind aus

Kreuzungen entstanden.

Aus Kreuzungen von Sedum spectabile mit Sedum telephium ssp. telephium

entstammen:

Herbstfreude         (sehr standfest, gesund, wüchsig, braunrote Blütenschirme, IX-X,

H=50 cm, Prädikat: ausgezeichnet, beste Fetthenne für die Gartenverwendung),

Carl                       (standfest, gesund, rosafarbenen Blütenschirme, VIII-IX,

H=40 cm, kompakt, Prädikat: sehr gut).

 

 

Aus Kreuzungen zwischen Sedum telephium ssp. maximum und Sedum spectabile

haben folgende Sorten einen hohen Gartenwert:

Joyce Henderson (standfest, gesund, sehr vital, Blütenschirme hellrosa, IX-X,

H=60 cm, Prädikat: ausgezeichnet),

Matrona                (standfest, sehr vital, Blütenschirme rosa, VIII-IX, H=50 cm, Prädikat: sehr gut).

 

Wahrscheinlich direkt von Sedum telephium ssp.telephium stammen folgende

 purpurlaubige Sorten ab, die auch zur so genannten Atropurpureum-Gruppe

 zusammengefasst werden:

Karfunkelstein       (gut wüchsig, standfest, gesund, purpurlaubig, Blütenschirme rosa, IX-X, H=50 cm, Prädikat: ausgezeichnet),

Xenox                    (Eigenschaften und Prädikat wie Karfunkelstein, lassen sich nicht sicher voneinander unterscheiden).

 

Von großer Bedeutung bei den hohen Fetthennen ist ihre Veränderung der

Blütenfarben vom Zeitraum der Öffnung der weißlichen Knospen bis zum Verblühen,

so dass eine zutreffende Farbbeschreibung schwer fällt. Zudem variiert ihr Erscheinungsbild aufgrund unterschiedlicher Nährstoffversorgung. Bei kargem Boden bleiben sie niedriger, beim Überangebot von Stickstoff verlieren sie etwas an ihrer Standfestigkeit, und purpurlaubige Fetthennen hellen zunehmend auf. Einen positiven Effekt bewirkt ein Vorblüteschnitt. Die Stängel verzweigen sich stark, die Pflanzen werden kompakter, wodurch sich die Standfestigkeit enorm erhöht. Gleichzeitig verringert sich allerdings ihre Blütenschirmgröße – wie der Arbeitskreis Staudensichtung festgestellt hat.

 

Durch die späte Blütezeit sind hohe Fetthennen auch ökologisch sehr wertvoll, weil

sie im Herbst wegen ihres Nahrungsangebots zu Magneten für Schmetterlinge, Schwebfliegen, Bienen und Hummeln werden. Und im winterlichen Staudenbeet kontrastieren ihre vertrockneten, braunschwarzen Blütenschirme vor strohgelben Gräsern sehr edel. In Verbindung von Raureif und Sonne erscheinen die Samenstände wie mit Edelsteinen besetzt, womit sie Ihren Ruf als Beetschmuck in vier Jahreszeiten festigen. Also vertrocknete Blütenstände erst im Frühjahr zurückschneiden!

Text:       Ulrich Perpeet

Bilder:    Ulrich Perpeet (PE), Jochen und Gabi Wegner (WE) mit freundlicher

              Genehmigung aus ihrer Webseite, WMC (Autor beim Bild)

 

Weitere Informationen zu den Hohen Fetthennen:

 

Nähere Informationen aus der Staudensichtung - Stichwort Sedum:

https://www.staudensichtung.de/informationen-zu-den-sortimenten.html

 

Hohe Fetthennen bei der Staudengärtnerei Gaissmayer:

https://www.gaissmayer.de/web/shop/pflanzen-sortiment/stauden/sedum/hohe-fetthennen/343/

 

Sedum-Sortiment auf der BuGa Erfurt:

https://www.youtube.com/watch?v=kGWnbZcKiNA

 

Insektenbesuch auf Fetthennen:

https://www.youtube.com/watch?v=MxOc9TYbowM

 

Pe, 12/22