Veilchenblau hat 110. Geburtstag

Rambler Veilchenblau mit Rosa filpes ´Kiftsgate´ in einer Schwarzkiefer im Deutschen Rosarium (PE)

 

Der Rambler ´Veilchenblau´ lässt auch heute noch die Herzen so mancher Rosenliebhaber höher schlagen, so wie es wohl Hermann Kiese ergangen ist, als er seine Züchtung zum ersten Mal blühen sah. Kiese war damals bereits 22 Jahre Obergärtner im Gartenbauunternehmen J. C. Schmidt in Erfurt, ehe er sich als Rosenzüchter 1904 selbständig machte. Als ehemaliger Angestellter überließ er es seinem ehemaligen Arbeitgeber, seine Züchtung in den Handel zu bringen. 1909 wurde Veilchenblau dann von J. C. Schmidt im Markt eingeführt.

 

Veilchenblau ist eine Kreuzung aus ´Crimson Rambler´ x ´Erinnerung an Brod´.

Ihren hellgrünen, glänzenden Blättern und ihren kaum bestachelten Trieben sieht man an, dass ´Multiflora-Blut´ in ihren Adern fließt. Ihr Sortenname bezieht sich auf die Farbtönung der Blüten. Die Knospen sind zunächst rotviolett. Sie blühen in einem mehr oder weniger dunklen Violettblau mit weißer Mitte auf, in der breite Büschel aus sonnengelben Staubgefäßen stehen. Im Abblühen verblassen die Petalen zu einem matten Lila. Die halbgefüllten Einzelblüten haben einen Durchmesser von 4 – 5 cm. Im späten Frühling bis frühen Sommer bildet Veilchenblau üppige Polster mit bis zu 30 lockeren Blütenbüscheln pro Trieb aus, die das Blattwerk teilweise zudecken. Die Blühdauer beträgt gut 4 bis 5 Wochen; auch die Einzelblüten halten sehr lang. Im Herbst entwickeln sich 5 bis 7 mm kleine orangefarbene Hagebutten. Der naturnahe Grünplaner Dr. Reinhard Witt schreibt zum Thema ´Die besten naturnahen Kletterrosen´ in der Fachzeitschrift Neue Landschaft unter anderem: „Eine Himalayan Musk, eine Lykkefund oder eine Veilchenblau … in Vollblüte – was geben das für göttliche Bilder“.

 

Der Rambler Veilchenblau ist sehr robust, kaum anfällig für Mehltau und Sternrußtau und gut winterhart (bis – 29° C). Er verträgt auch einen halbschattigen Standort gut. Sehr gern klettert er in alte Obstbäume oder lichte Kiefern, bedeckt Backsteinwände von Gebäuden und bekleidet schnell Pergolen, Lauben oder Rosenbögen mit seinen bis zu 5 m langen Trieben. Dass die Triebe im Alter auch wesentlich länger sein können, zeigen nachfolgenden Bildbeispiele, in denen die unbändige Wuchskraft zu Ausdruck kommt.

 

Veilchenblau hat zwei bekannte, etwas dunklere Abkömmlinge, die als Zufallssämlinge entstanden sind: ´Rosemarie Vieaud´(M. Igoult, 1924) und ´Violette´(Turbat, 1921). Auch diese beiden haben ein exzellentes Rating.

 

Im Rosarium des Westfalenparks sind ältere Exemplare von Veilchenblau zum Beispiel an der Pergola des Bürgergartens oder im Kaiserhain in einer Schwarzkiefer

zu bewundern. Leider hat Veilchenblau in der Schwarzkiefer dem enormen Wachstumsdruck ihrer Partnerin Rosa filipes ´Kiftsgate´ inzwischen Tribut zollen müssen und ist eingegangen. Eine Zupflanzung mit der Rose ´Kiftsgate Violett´ ist vorgesehen. Zur Blütezeit haben sich seinerzeit die beiden Partner mit einem zarten Rosenduft und einem feinen Summen von Bienen und Hummeln umgeben. Der Farbkontrast von Veilchenblau im Blütenschnee von Kiftsgate war lange eine Augenweide, auf die der Besucher leider seit 2018 verzichten muss.

 

Wahrhaft göttliche Bilder und eine hübsche kleine Geschichte zu Veilchenblau befinden sich auf der Homepage von Dr. Christian und Karin Schade im Internet unter dem Titel „Stauden und Rosen“. Einige ihrer schönen Fotos finden Sie in der

nachfolgenden Bildergalerie.

Text:     Ulrich Perpeet

Bilder:   Ulrich Perpeet, WMC (Autor beim Bild); Dr. Christian und Karin Schade (SC)

             sowie Martina Döpke (DOE) jeweils mit freundlicher Genehmigung aus ihren 

             Websites ´Stauden und Rosen´ und  ´Rosenparadies Loccum´.  

 

Ein Kurzvideo über Veilchenblau:

https://www.youtube.com/watch?v=nhfIc9XeL3g 

 

Überarbeitetes Pflanzenporträt vom Juni 2014 

Pe, 06/19