Lavendel - ein Sonnenanbeter

Abbaye de Senanque lavande (Von Brice, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=109373)

 

„Uralt und dennoch ewig jung: das ist Lavendel!“

Sein Duft wird vielen Menschen bereits in die Wiege gelegt. Ich erinnere mich noch gut an die warmen Lavendelsäckchen bei Ohrenschmerzen oder an die Lavendelsäcken zwischen Handtüchern und Wäsche im Kleiderschrank sowie an Lavendelblütentee bei Erkältung, an Lavendelseife oder an Großmutters Parfum „Uralt Lavendel“.

 

Die ätherischen Öle des echten Lavendels waren wegen ihrer desinfizierenden, beruhigenden und gleichwohl belebenden Wirkung bereits im alten Rom in der Heilmedizin und in der Körperhygiene geschätzt. Rosen- und Gartenfreunde lieben den Lavendel insbesondere wegen seines intensiven Aromas, wegen seines mediterranen Flairs, seiner Toleranz gegen Trockenheit sowie wegen seiner blauen bis tief violetten Blüten. Hinzu kommt noch seine außerordentliche Anziehungskraft für Hummeln und Schmetterlinge.

 

Der bekannte Staudengärtner Dieter Gaissmayer / Illertissen schreibt in seinem Katalog über die Verwendung von Lavendel:

 

„Seinem natürlichen Vorkommen in den sonnigen Hängen des westlichen Mittelmeerraumes entspricht am meisten einer Felssteppe oder einer macchia-artigen Gartenlandschaft. Hier kann er zusammen mit Heiligenkraut, mit Thymian, mit Ysop oder anderen mediterranen Kräutern, mit Gamander oder mit Salbei stehen….

Lavendel lässt sich phantastisch als Solitärstrauch an markanten Stellen im Garten verwenden. Er eignet sich wunderbar für niedrige Hecken, etwa um Stauden- oder Rosenrabatten oder auch als Begleiter von Mauern und Gartenwegen….“

 

Die Farbpalette der Sorten des echten Lavendels (Lavandula angustifolia syn. L. officinalis) reichen von einem hellen Eisblau bis zum tiefen Violett, daneben gibt es auch Sorten mit den Farben Weiß und Pink. Als bewährte Gartensorten gelten u.a.

„Hidcote Blue“, „Dwarf Blue“, „Munstead“, „Alba“ oder „Munstead Pink“. Im Katalog der Firma Gaissmayer werden rund 30 Sorten beschrieben.

 

Vom echten Lavendel (Lavandula angustifolia) ist der französische Provence-Lavendel (Lavandula x intermedia) zu unterscheiden, der besonders im Mittelmeerraum in riesigen Feldern angebaut, mit Mähmaschinen geerntet und der Destillation zugeführt wird, um daraus das Lavandinöl zu gewinnen. Wegen größerer Blüten lässt sich zwar mehr Öl extrahieren, es ist aber weniger wertvoll als das Öl des echten Lavendel, da es einen geringeren Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen besitzt.

 

Der Provence-Lavendel ist aus einer Kreuzung zwischen Lavandula angustifolia und Lavandula latifolia entstanden. Er wird mit 70 bis 90 cm höher, hat einen größeren Blütenstand, blüht zwei bis drei Wochen später und ist weniger winterhart. Auch von ihm gibt es Sorten wie ´Arabian Nights´, ´Edelweiß´ oder ´Fragrant Memories´, welche in unseren Breiten Winterschutz benötigen. Durch ihre spätere Blüte lässt sich mit ihnen der Blühzeitraum von Lavendel verlängern.

 

Für beide Lavendelarten gilt, dass sie zweimal geschnitten werden müssen, um ein schnelles Vergreisen zu verhindern. Nach der ersten Blüte im Juni / Juli sollten die Blütenstiele bis knapp unterhalb ihres Zweigursprungs – also mit den grünen Triebspitzen - abgeschnitten werden. Nach zwei bis drei Wochen schieben dann die zweiten Blütentriebe im Spätsommer. Im folgenden Frühjahr – etwa im April -

wird der Lavendel dann kräftig bis in die verholzten Triebe zurückgeschnitten.

 

Alle Lavendel sind Hungerkünstler, lieben einen kalkhaltigen und gut abzugsfähigen Boden und sind absolute Sonnenkinder. Bei Staunässe werden die Wurzeln schnell von dem Pilz Botrytis befallen, der die Pflanzen absterben lässt. Es ist empfehlenswert, den Boden um die Lavendel mit Kalksteinsplitt abzudecken. Er reflektiert das Sonnenlicht, speichert Wärme über Nacht, liefert Kalk über das Niederschlagswasser, schränkt den Wildkrautwuchs ein, fördert das Bodenleben und beugt dem Pilzbefall vor. Alle Lavendel sind eigentlich Halbsträucher, weil sie an der Triebbasis verholzen. Sie werden allerdings in der gärtnerischen Praxis wie Stauden behandelt.

Text:     Ulrich Perpeet

Bilder:   Ulrich Perpeet (PE) in der Regel aus dem Deutschen Rosarium im

             Westfalenpark sowie Bilder aus Wikimedia Commons (Autor jeweils beim Bild)

 

Weitere Informationen:

  1. Heilsamer Lavendel: https://www.gaissmayer.de/web/welt/wissen/biokraeuter/heilpflanzen/lavendel/index.php

 

  1. Ein gut sechsminütiges HD-Video über die Anziehungskraft des Lavendel für Hummeln (6´): www.youtube.com/watch?v=h9ChgWfy4eI

 

  1. Lavendelernte und Destillation (11´):

https://www.youtube.com/watch?v=907p_2UhZCU

 

  1. Lavendel und Kugellauch (5´):

https://www.youtube.com/watch?v=907p_2UhZCU

 

  1. Lavendel auf der schwäbischen Alp  (10´):

https://www.youtube.com/watch?v=LRc_qqxa8Q8

 

PE, 12/23