Ein außergewöhnlicher Formschnittgarten im Ammerland
Buchsbaumskulpturen vor grünem Heckenvorhang
Dieser zwischen Wald und Feld versteckte Privatgarten ist geprägt von immergrünen Pflanzen und dauertätiger Heckenschere, welche die markanten Silhouetten von
Formschnitthecken und Gehölzskulpturen aus Buchsbaum und Eiben in der Vegetationsperiode zu erhalten hat.
Der Garten liegt im Ammerland bei Westerstede und konnte im Juli 2012 von einer kleinen Gruppe Dortmunder Rosenfreunde besichtigt werden. Die geradezu barocke Gartenraumgestaltung macht beim Betreten des Gartens zunächst sprachlos.
Man wagt kaum den gepflegten Rasenteppich mit Schuhen zu betreten.
Akribisch geschnittene Hecken mit bogig geformten Durchgängen in jeweils neue Gartenräume strukturieren einen Garten mit buchsgesäumten Pflanzbeeten. Die wie mit einer Nagelschere geformten ornamentalen Buchsgruppen fesseln immer wieder den Blick des staunenden Betrachters. Die grünen Skulpturen – vornehmlich aus Buchs und Eiben - setzen Akzente an exponierten Stellen wie Blickachsen oder Sitzplätzen und bringen Dynamik in die einzelnen Gartenräume. Außerdem zeigen sie den außerordentlichen Fleiß der Gartenbesitzer. Geometrie und Natur sind hier eine beeindruckende Verbindung eingegangen.
In buchsgesäumten Beeten präsentieren sich Stauden, Hortensien und Rosen, die sich vor den grünen Kulissen der geschnittenen hohen Hecken prachtvoll abheben. Ein langer Laubengang aus sommer- und öfter blühenden Kletterrosen kontrastiert zu den eher kleinräumigen Gartenzimmern. Er bringt ebenso wie die bogig geformten Heckendurchgänge optische Tiefe in den Garten und noch dazu einen spektakulären
Blütenzauber insbesondere im Juni.
Tritt der Besucher aus den Gartenzimmern in Richtung Wohnhaus heraus, taucht er in eine andere Gartenwelt ein, die von einem zentralen Gartenteich eingenommen wird. Mit dem Bodenaushub ist das Gelände modelliert, wodurch unterschiedliche, naturhafte Höhenstufen entstehen, die verschiedene Gartenperspektiven ermöglichen. Der Teich ist von lange eingewachsenen, feuchteliebenden Sumpfpflanzen umgeben, in welchen eine bronzene Statue einer jungen Frau von ebenmäßiger Gestalt zum Wasserschöpfen und wohl auch zum Bade schreitet.
Zwischen Seerosen und anderen Wasserpflanzen schwimmt ein Entenhäuschen,
in dem jedes Jahr eine Stockente brütet. Ein naturnahes Idyll, das Ruhe und Frieden ausstrahlt und zu totaler Ruhe kommen lässt.
Zwischen weit ausladenden alten Laubbäumen duckt sich ein ammerländer Herrenhaus mit angelehnten Stallungen. Das Blätterdach der Laubbäume sorgt im Sommer für angenehmen Schatten und in Verbindung mit dem Teich für kühlfeuchte und sauerstoffreiche Luft.
Leider wird dieser für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Traumgarten eine ungewisse Zukunft haben - wie uns die liebenswürdige Besitzerin mitteilte. Nach dem Tode ihres Mannes falle ihr allein die aufwendige Pflege immer schwerer, so dass sie sich mit dem Gedanken trage ihn aufzugeben. Zudem setzt die Buchsbaum-Miniermotte den Buchshecken und geformten Buchsskulpturen sehr zu – wie aus einigen Fotos ersichtlich ist. Diese Aussagen sind heute mehr als 8 Jahre her. Die Rosenfreunde wissen nicht, was inzwischen aus diesem schönen Garten geworden ist; er wird ihnen aber in herausragender Erinnerung bleiben.
Text: Ulrich Perpeet
Bilder: Gerlind und Ulrich Perpeet
Pe, 01/21