Im "Garten der Leidenschaften"
Der Blick von der Südterrasse Anfang Juni
„Gärtnern mit der Natur“ ist das leidenschaftliche Prinzip von Gisi Helmberger, das sie in ihrem beeindruckenden Garten seit vielen Jahren praktiziert. Dass sie auf ökologische Artenvielfalt großen Wert legt, kann der Gartenbesucher in den unterschiedlich gestalteten Gartenräumen erleben, in denen „ Gestalten, Begrenzen und Wachsenlassen“ eine fruchtbare Ehe eingegangen sind.
Der an einem Hang des Hirschwaldstein gelegene, rund 4.500 m² große Landhausgarten erstreckt sich auf mehreren Ebenen. Unmittelbar an der südlichen Hausterrasse liegt ein mit Stauden umgebener Schwimmteich, in den ein Holzsteg zum Ein- und Ausstieg mündet. Von der Terrasse aus weitet sich der Blick über die tiefer gelegenen Gartenteile in die ferne Gebirgslandschaft, um dann in der Nähe zwischen rahmenbildenden Kolkwitzien und zwischen dem Rot-Grün-Kontrast einer Blutpflaume und einem schattenspendenden Kugelahorn auf das Insektenspiel an den Teichrandstauden zurückzukehren: Bereits hier kann die Seele baumeln.
Unterhalb des Schwimmteiches liegt in einer Art Klärteich die eingegrünte Wasserausgleichsanlage für den Schwimmteich, ein eingehegter Gemüse- und Kräutergarten und ein wunderschöner viktorianischer Pavillon mit 6-feldrigen Fenstern zum Blick in den Garten. Eine Bücherwand und ein großer runder Tisch laden zum Lesen, Malen, zum Feiern mit Freunden oder als persönlicher Rückzugsraum ein, wenn man von entsprechender Stimmung erfasst wird oder das Wetter danach ist.
Oberhalb dieses Gartenbereichs führt ein ansteigender Grasweg vorbei an wegbegleitenden Schattenstauden wie Storchschnäbeln, Funkien, Farnen unter berankten Bögen hindurch hoch in den Naschgarten mit Beerensträuchern. Auf diesem Weg kommt man auch an einer moosbewachsenen Sitzbank vorbei, die von Habichtskräutern, wilder Möhre, ausgesamter Akelei und Lichtnelken begleitet wird, die den Eindruck eines ´Lost Garden´ verbreiten, weil hier die Natur schon eine Weile sich selbst überlassen wurde. Ein schönes Beispiel für ökologische Vielfalt mit Spontanvegetation, die Gisi Helmberger in ihrem Garten zulässt.
Auf einer Ebene unterhalb des Naschgartens liegt ein kleines aber feines viktorianisches Gewächshaus und dahinter zwei große Regenwasserbehälter, die der Wasserversorgung der Pflanzen in Töpfen dienen. Von dort gelangt man zum Lagerfeuerplatz auf der Nordostseite des Wohnhauses und der laubenartig überwachsenen Ostterrasse, die an heißen Sommertagen einen kühlen und schattigen Ruheplatz gewährt.
Für Gisi Helmberger ist ihr Garten ´Lebenswerk´! Er wird nie fertig. In ihm lebt sie ihre Kreativität aus, gestaltet und hegt den Garten, liest, malt, schreibt und lässt andere an ihrem Gartenglück teilhaben. Ihr „Garten der Leidenschaften“ in Oberösterreich ist ihre Leidenschaft, der ´aber auch mal Leiden schafft´, wie sie feststellt. Er wurde wegen seiner ökologischen Vielfalt mehrfach ausgezeichnet und verfilmt. Die Rosenfreunde Dortmund konnten sich auf ihrer Gartenreise nach Österreich am 1.Juni 2019 von der Herzlichkeit der Gartenbesitzerin und ihrer Gartenphilosophie überzeugen: Ihr Garten ist beeindruckend!
Karl Ploberger besuchte den Garten Helmberger im Herbst:
Text: Ulrich Perpeet
Bilder: Ulrich und Gerlind Perpeet
Pe, 08/19