Villa Carlotta - ein Gartenjuwel am Comer See
Blick aus dem Garten der Villa Carlotta auf den Comer See (PE)
Wenn Schneeglöckchen und Krokus aus ihrem langen Winterschlaf erwachen, dann wächst auch in uns etwas, dass mit Ungeduld und sehnsüchtiger Erwartung zu tun hat. Eine solche Stimmung war es wohl, die meine Frau und mich im März 2005 dazu bewogen hat, kurzfristig im April dem Frühling entgegen zu reisen und übers Internet eine Ferienwohnung in Santa Maria Rezzonico am Comer See zu buchen.
Grau und trüb in Dortmund, eisig und weiß in den schweizer Alpen empfängt uns hinter dem Gotthard-Tunnel in Richtung Magadino-Ebene die milde Wärme des vom Lago Maggiore ausgehenden Seeklimas. Bereits hier ist der Frühling auf der Überholspur. Nachdem wir über die Goldhügel (Collina d´Oro) zum Luganer See abgebogen sind, begleitet uns eine üppige Vegetation, die für ein mediterranes Klima typisch ist: die Säulen der Zypressen, erste blühende Azaleen und Rhododendren, Magnolien, Mimosen und Kamelien steigern im strahlenden Sonnenschein die Urlaubsstimmung auf dem Weg zu unserem Urlaubsdomizil am Comer See.
Der Comer See ist berühmt für seine prunkvollen Villen mit ihren faszinierenden mediterranen Gärten. Seine Ufer sind gespickt mit typisch lombardischen Ortschaften. Die um diese Zeit noch teils schneebedeckten Berge im Hintergrund und der im Sonnenlicht glitzernde See liefern im Kontrast zur Frühlingsvegetation eine geradezu atemberaubende Kulisse. Da kann bereits ein einziger Sonnentag die Seele öffnen.
Ein solcher Tag war der 19. April, in welchem wir den botanischen Garten der Villa Carlotta kennen lernten:
Am Seeufer bei Griante geparkt, die Wanderschuhe geschnürt, mit Blick auf die schönen Villen und Parkanlagen der Villen Vla. Margherita, Vla. Maria und Vla. Roncoroni ging es an der Uferstrasse zurück und dann aufwärts in den Ort Griante.
Vorbei am Castello Ronconi, Besuch des Friedhofs von Griante mit Blick in die Kirche Carsolina San Rocco. Auf dem Weg abwärts Richtung Cadenabbia haben wir uns unterhalb eines Berges vor einem eingezäunten Gelände augenscheinlich festgelaufen. Eine angelehnte Zauntür gewährte uns allerdings den Durchtritt in das Gelände einer vermutlichen Gärtnerei. Die sich dort anschließenden Gartenflächen entpuppten sich schließlich als der Garten der Villa Carlotta mit wunderbarem alten Baumbestand, blühenden Azaleen und Baumrhododendren, Palmen und Kampferbäumen, Bambus- und Farnwäldern sowie vielen weiteren botanischen Raritäten.
Beim Blick über den Zaun zurück haben wir auf dem Bergrücken gegenüber eine sonnenbestrahlte Villa gesehen, die sich später als Villa la Collina herausstellte, die als Feriendomizil unserem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer diente. Es geht das Gerücht, dass die Zauntür zum Hintereingang des Gartens zu Zeiten Adenauers immer nur angelehnt war, um ihm den Zutritt zu ermöglichen, wann immer er Lust dazu hatte.
Der auf dem terrassenartigen Westhang direkt am Comer See gelegene Garten der Villa Carlotta beeindruckt nicht nur durch seine Pflanzenwelt, sondern auch durch die vielen Durchblicke zum See bis hin zum fernen Ostufer mit den Orten Bellagio und Varenna. Und das alles vor den teils noch schneebedeckten Berggipfeln in deren Hintergrund: einfach unvergessliche Bilder!
Besonders prachtvoll blühten gerade die Azaleen, Baumrhododendren und Kamelien. Eindrucksvoll blühte auch eine blaue Glycine, die bis in die Krone einer über 30 m hohen Kiefer emporrankt. Spektakulär ist auch der übrige monumentale Baumbestand: etwa eine mehr als 40 m hohe morgenländische Platane, zwei über 30 m hohe Weihrauchzedern, ein fast 30 m hoher Tulpenbaum, die 18 m hohe chilenische Honigpalme oder die duftenden Kampferbäume.
Meine Frau und ich konnten uns nicht sattsehen. Was Wunder, dass die vorgesehene Wanderung stattdessen mit einem mehrstündigen Aufenthalt im Park der Villa Carlotta, der Besichtigung des Villenmuseums und schließlich mit einem Essen inklusive Cappuccino im Parkcafé endete. Die vielen schönen Eindrücke haben so begeistert, dass wir kurz vor unserer Heimreise den Park ein zweites Mal besucht haben. Der Blütentraum war zu diesem etwas späteren Aprilzeitpunkt noch
prachtvoller.
Der Comer See mit seinen schönen Villen und parkartigen Gärten ist im Frühling ein wahres Schatzkästlein, das nur darauf wartet geöffnet zu werden. Wer in dieser Zeit einmal da gewesen ist, wird immer davon schwärmen. Genießen Sie die folgenden Bilder aus diesem wunderschönen Garten!
Text: Ulrich Perpeet
Bilder: Ulrich Perpeet (PE), digitalisierte Diareihe aus 2005; ein Bild Wikimedia
commons (Autor beim Bild)
Weiterführende Informationen im Netz:
Ein Film über den botanischen Garten der Villa Carlotta im Frühling (20 Minuten):
https://www.youtube.com/watch?v=4vZvXgI0nGg
Eine Beschreibung der Villa Carlotta:
https://www.italien.de/poi/villa-carlotta
Zur Geschichte der Villa la Collina - mit Schwarz-Weiß-Fotos:
https://www.kas.de/de/web/villalacollina/geschichte-der-villa-la-collina
Der botanische Garten der Villa im Frühling - ein Filmstreifen:
https://www.youtube.com/watch?v=mKZuo16gUAA
Monumentale Bäume im Garten der Villa Carlotta - eine Tabelle:
https://www.monumentaltrees.com/de/ita/lombardei/como/13442_villacarlotta/
Pe, 12/21