Rosen im Herbstkleid

Rosa canina - Hundsrose; hier ein vegetativer Abkömmling der `Tausendjährigen Hildesheimer Rose´ im Rosarium des Westfalenparks

 

Bei einem herbstlichen Spaziergang durch das Rosarium im Westfalenpark offenbaren viele Rosen ihr zweites Gesicht. Neben einsetzender Blattfärbung in ein Braunrot fallen besonders die in der Sonne leuchtenden Hagebutten mit ihrem gelborange bis scharlachroten Farbspiel auf. Sie hängen wie kleine Laternen in den

bereits teilweise entblätterten Rosenzweigen. Tritt man näher heran, erkennt man zwischen den hagebuttentragenden Rosen interessante Unterschiede in Farbspiel und Gestalt, die arttypisch sind und damit ein wesentliches Bestimmungsmerkmal für die jeweilige Rosenart oder Rosensorte darstellen. Andererseits kann man sich aber auch einfach an ihrer natürlichen Schönheit erfreuen.

 

Botanisch gesehen sind Hagebutten Sammelfrüchte, in denen sich die eigentlichen Früchte – kleine Nüsschen – befinden. Diese sind von dem Blütenboden umgeben, der innen mit feinen borstigen Härchen ausgekleidet ist, zwischen denen die Nussfrüchte reifen. Im Übrigen: Kinder wissen seit Generationen, diese feinen borstigen Härchen effektvoll als Juckpulver zu nutzen.

 

Mit beginnender Reife wird in den Hagebutten das grüne Chlorophyll abgebaut und das orange- bis scharlachrote Lycopin tritt an seine Stelle, das bekannterweise auch die Tomaten färbt. Bei der Hechtrose (Rosa rubrifolia) geht das junge Hagebuttengrün erst in ein dunkles Lilabraun über, da der Farbstoff Anthozyan in dieser Rose reichlich produziert wird, wie man auch an den lilabraunen Zweigen und Blättern erkennen kann. Erst später wird dieser Farbstoff durch das scharlachrote Lycopin abgelöst. Die Bibernellrosen (Rosa pimpinellifolia) zeigen dagegen ein dunkel- bis schwarzbraunes Gewand, das von blaupurpurnen Anthozyanen herrührt.

Andere Rosen – wie zum Beispiel die Strauchrose ´Golden Wings´- bilden gelborange gefärbte Hagebutten aus. Verschiedene Flavonoide sind bei ihnen die Farbauslöser in den reifenden Hagebutten.

 

Die Gestalt der Hagebutten ist äußerst variabel: kugel-, ei-, perlen-, birnen- oder flaschenförmig, glatt, mit Drüsen besetzt, gepunktet – eine Spielwiese der Natur.

Wertvolle Inhaltsstoffe und der mehr oder weniger hohe Vitamin-C-Gehalt haben die Hagebutten verschiedener Rosen schon früh für die Heilmedizin, die Teezubereitung und die Marmeladenherstellung interessant gemacht. Sie sind Nahrung für die Tierwelt im Winter und dienen in der Floristik als Dekorationsmaterial.

 

Welche Rosen bilden schöne Hagebutten aus? In erster Linie sind es Wildrosen und deren Sorten mit einfachen, ungefüllten Blüten. Aber auch Gartenrosen, wie beispielsweise die Moschata-Hybriden, sind im Herbst übervoll mit Hagebutten besetzt, wenn man ihre abgeblühten Blütenstände im Spätsommer nicht zurückschneidet. Generell lässt sich sagen, dass stark gefüllte Rosen kaum Hagebutten ansetzen, da die Geschlechtsorgane ihrer Blüten zu Blütenblättern umgewandelt sind.

 

Der ´Goldene Oktober´ lädt zum Rosariumsbesuch in den Westfalenpark ein: Vielleicht entdecken Sie hier einen Rosenschatz mit schönem Hagebuttenansatz auch für Ihren Garten?!

Nachfolgendes Bildmaterial stammt von Verfasser bis auf jene, deren Urheberschaft extra genannt ist!   Teil 1:

Rosen im Herbstkleid, Teil 2:

Pe, 10/14