Spätsommergärten in der Soester Börde
Garten Ute Eckarts, Welver-Schwefe (PE)
Am 10. August 2024 brachen Dortmunder Rosen- und Staudenfreunde bei herrlichem Sonnenschein mit Laade Gartenreisen in die Soester Börde auf, um sich drei ausgewählte Privatgärten anzusehen.
Bereits der erste Garten von Ute Eckartz in Welver-Schwefe hat die Erwartungen der Teilnehmer übertroffen. Hinter dem Wohnhaus öffnet sich neben einem uralten Walnussbaum mit weit ausladender Krone auf einem Wiesengelände eines ehemaligen Gutshofs ein wunderschöner Staudengarten, der in sommerlicher Hochblüte steht.
Die Staudenflächen ziehen sich vom Wohnhaus über ein leicht abschüssiges Wiesengelände hin bis zu einem umhegten Kräutergärtchen, vor dem eine weidenblättrige Birne einem Gartensitzplatz Schatten spendet. Weitere Sitzplätze am Atztekenofen, auf dem Steg des ehemaligen Löschteichs, am Gartenhäuschen mit plätscherndem Seerosenteich und im Kronenschatten der Walnuss
laden zum Verweilen ein. Am Gartenhäuschen hatte die Gärtnerin für uns einen Tisch mit Schnittchen, Kuchen, Gebäck und Getränken bereitgestellt.
Vor 11 Jahren hatte die passionierte Gärtnerin das Wohnhaus gemietet und das Wiesengrundstück in einen paradiesischen Garten umgewandelt. Auf meine Frage nach Gartenhelfern zitiere ich gerne eine adäquate Aussage von ihr in einem ihrer Beiträge im Gartenmagazin von Gaissmayer:
„Der Gärtner ist gern allein in seinem Garten. Hier werkelt er, wie aus der Zeit gefallen, Stund um Stund, sommers wie winters. Pflanzt, pflegt, wässert, resigniert, heult und lacht, schuftet sich einer wohltuenden Müdigkeit und einem heißen oder kalten Getränk entgegen. Er liebt das!“ – Demnach schläft Frau Eckartz zwar im Haus, doch wohnen tut sie in ihrem großen Garten – da ist sie Alleinherrscherin: Chapeau! Jedoch so völlig allein ist sie nicht. Bei ihrem Gärtnern ist sie stets in Gesellschaft von Laufenten und Hühnern, die sich in ihrem Refugium frei bewegen. Nur im Kräutergarten ist ihnen der Zutritt verboten.
Die Gartenoase Franzmann - unser zweiter Garten - liegt im Ortsteil Dinker der Gemeinde Welver unmittelbar am kleinen Fluss Ahse, der in die Lippe mündet. Das gut 3500 m² große Gelände gehörte zu einem ehemaligen Mühlenensemble ehe es vom Vater der heutigen Besitzerin erworben wurde. Das Wohnhaus wurde mehrmals umgebaut und durch einen Anbau erweitert. Desgleichen wurden die Gartenflächen von den heutigen Besitzern zu einer Wohlfühloase umgestaltet und ein Gästehaus
mit integrierter Gaststube errichtet.
Am Garteneingang neben dem Wohnhaus begrüßt eine farbenfrohe Staudenfläche mit einem kleinen Seerosenteich die Gartenbesucher, in welchem Goldfische und Kois schwimmen. Sie können von einer Sitzecke aus beobachtet werden. Von hier öffnet sich der Garten in Richtung Gästehaus und wird auf der Westseite durch einen Arm (Mühlengraben) der Ahse begrenzt, der mit einem Schilfbestand einen scheinbaren Abschluss findet und am Haus an der Ahse beginnt. Die Ahse fließt unmittelbar hinter dem Wohnhaus entlang und kann vom Garten aus nur über den Mühlengraben eingesehen werden.
Hinter dem Gästehaus befindet sich eine Sitzterrasse und ihr gegenüber eine Sandfläche mit Strandhafer, Strandkorb, Liege und Tonnensauna, welche ein Inselfeeling auslösen. Auf der Westseite kann man an einem geschützten Sitzplatz die Abendsonne genießen oder tagsüber im Schatten des Gästehauses ruhen.
Ein Gräserrondell auf einer Sandfläche mit Steinsitzplätzen und mittigem Feuerkorb erweitert im Gartengelände das Strandgefühl. Durch Kieswege und Rosenbögen macht man sich schließlich auf den Weg zu einem Gartenhaus mit Terrasse und Grillplatz.
Als Mittagessen servierten die Gastgeber eine Suppe der Art von Chili con Carne, Mineralwasser und Kaffee – und als ´Bonbon´ gab es noch einen selbst gemachten Likör aus weißen oder roten Trauben von hauseigenen Weinreben.
Der Feldgarten Albersmeier war unsere letzte Gartenstation. Er liegt in Lippetal-Schoneberg nahe der Lippeaue, ist etwa 100 m lang, 20 m breit. Seit etwa 30 Jahren geht das Ehepaar Albersmeier ihrer Sammelleidenschaft und Experimentierfreude mit Pflanzen aus aller Welt auf diesem Stückchen Bördeboden nach, welches immerhin einige Kilometer von ihrem Wohnhaus entfernt liegt.
Ein langer Weg, der mit Rosenbögen überspannt ist, bildet die Mittelachse des Gartens und ermöglicht den Blick in die Gartentiefe, Zu beiden Seiten sind heimische und exotische Bäume und Sträucher gepflanzt, die dem Garten inzwischen einen Urwaldcharakter verleihen, in welchem überwiegend Halbschatten und Schatten herrscht. Darin sind Stauden, Formschnittgehölze, Sitzplätze und Dekorationselemente integriert, denen man sich über geschlängelte Seitenwege nähern kann. Ins Auge fallen besonders die Bambusansammlungen mit ihren blattfrei geschnittenen Stämmen, großblättrige Bananenstauden und formgeschnittene Nadelgehölze sowie die riesigen Mammutbäume und Zypressen. Ein verstecktes Baumhaus mit Terrasse kann über eine Wendeltreppe in etwa 3 m Höhe erklommen werden. Von hier war wohl früher eine Vogelschau über ein größeres Gartengebiet möglich. Heute blickt man nur noch in eine „grüne Hölle“ und kann sich dem Urwaldfeeling hingeben.
Zum Abschied trug Herr Albersmeier uns Gartenbesuchern in seiner lebhaften Art und mit einem verschmitzten Lächeln das Gedicht „Der Garten des Herrn Ming“ von James Krüss vor. Wir waren fasziniert von dem lebendigen Vortrag, die jedem Schüler im Fach Deutsch ein ´sehr gut´ eingebracht hätte.
Die drei sehenswerten Privatgärten kontrastieren stark aufgrund der unterschiedlichen Gartenphilosophien ihrer Besitzer. Für deren freundliche Gartenöffnung und die vielen Anregungen haben sich die Gartenbesucher herzlich bedankt. Die differierenden Blickwinkel auf ´Garten´ konnten an diesem Tag auch zu der Erkenntnis führen, dass "Gärtner aus Leidenschaft" die besseren Menschen sind.
Text: Ulrich Perpeet
Bilder: Ulrich Perpeet (PE)
Ergänzende Informationen:
Ute Eckarts über Gärtner und Gartenbesucher:
https://www.gaissmayer.de/web/welt/gartenmagazin/heute-offene-gartenpforte/
Gartenoase Franzmann einige Jahre zuvor (Quadrocopterflug):
http://gartenoase-franzmann.de/
Das von Hubertus Albersmeier vorgetragene Gedicht von James Krüss:
Pe, 08/24