Die Rosengenealogie von Ursula Grau

Foto: Ursula Grau

 

Bei einem Vortrag vor Stuttgarter Rosenfreunden im November dieses Jahres wurden mir unter anderen auch die Rosenfreunde Ursula und Stefan Grau aus Mögglingen bei Stuttgart vorgestellt. Von ihnen erhielt ich das oben abgebildete Foto,

mit dem sie auf die von Ursula Grau betriebene Webseite ´www.rosegen.de´ hinweisen. Diese Webseite stellt nach Eingabe eines Rosennamens deren Porträt mit Fotos in tabellarischer Form vor und ermöglicht über einen Button den Aufruf

der Ahnentafel dieser Rose sowie deren Nachkommen.

 

Das tabellarische Porträt gibt neben den Fotos einen guten Überblick über die züchterischen Daten sowie über sortenspezifischen Eigenschaften der jeweiligen Rose, womit der interessierte Leser bereits ein schönes Sortenprofil in der Hand hat, das er sich sonst erst aus der Fachliteratur erarbeiten muss (z.B.: ´Official Registry and Checklist Rosa´ der American Rose Society, ´Helpmefindroses´, ´Rosen – Die große Enzyklopädie´ der Royal Horticultural Society u.a.).

 

Besonders interessant ist allerdings auf dieser Webseite die Möglichkeit über den Button ´Ahnentafel´ die Vorfahren einer Rose aufzurufen und das mit der Rückverfolgung auf mehrere Generationen. Der sehr übersichtliche Stammbaum gibt darüber hinaus mit hinzugefügten Symbolen (Mutter, Vater, Sämling, Sport usw.) sowie Kürzeln für Rosenklassen und Rosensektionen sehr detailreiche Informationen und ermöglicht an vielen Stellen auch das Aufklappen eines Zusatzfensters, um weitere Ahnen zu erkennen. Die Kurzporträts der jeweiligen Ahnen erscheinen zudem beim Klick auf ihre Namen.

 

Dass ein solches Zurückverfolgen in die Vergangenheit eine sehr mühevolle Detailarbeit erfordert und auch oft an Grenzen stößt, hat die Autorin nicht davon abgehalten, diese Webseite zu erstellen und sie weiter zu bearbeiten. Viele Rosensorten sind von ihr bereits genealogisch erfasst. Zu beachten ist allerdings, dass in den Ahnentafeln oft unbenannte oder unbekannte Sämlinge in den Ahnenlinien auftreten oder Linien abrupt enden, weil Eltern unbekannt sind. Dadurch vermindert sich die Aussagekraft einer Ahnentafel oft schnell. Mit einem schlüssigen Stammbaum wird eine Rosensorte für den Rosenliebhaber aus der züchterischen Anonymität gehoben, indem er ´Blutsverwandtschaften´ aus mehreren Generationen darstellt, die sonst nur in mühevoller Kleinarbeit herausgefunden werden können.

 

Natürlich ist man bei der Aufstellung eines Stammbaums nicht vor Irrtümern gefeit, die bereits in der Literatur bestehen. Ein solcher Fehler wirkt sich besonders gravierend aus, wenn der Fehler schon in den ersten Ahnengenerationen auftritt.

So habe ich beim 60jährigen Betriebsjubiläum der Rosenschule Noack in Gütersloh von Herrn Reinhard Noack erfahren, dass es bei dem Vater der Rose ´Heidetraum´ nicht um die Sorte ´Amanda (Bees, 1979)´ - wie in Helpmefindroses genannt - sondern um ´Amanda (Noack, 1979)´ handelt. Von dieser Rose sind die Eltern leider nicht bekannt. Damit war die gesamte paternale Seite des von mir eruierten Stammbaums von ´Heidetraum´ sozusagen für die Katz . Auf Helpmefindroses kann man sich also nicht immer verlassen.

 

Wie dem auch sei – eine Rosengenealogie wie sie Ursula Grau anbietet hat lange im Netz gefehlt. Der Rosenfreund erhält mit ihr viele Informationen zur Abstammung einer Rosensorte. Zudem kann er Querverbindungen zu anderen Sorten ziehen und erhält damit Zugriff auf entfernte ´Blutsverwandtschaften´. Jedem Ahnen-Stammbaum ist ebenso ein Stammbaum der Nachkommen zugeordnet, womit die züchterische Entwicklung der Sorte fortgeführt wird.

 

Mich hat der erste Einblick in die Webseite fasziniert. Struktur und Übersichtlichkeit sind sehr gelungen: Es macht richtig Spaß, eine Rosensorte auf diese Weise neu kennenzulernen! Der Informationsgehalt ist allerdings davon abhängig, ob und gegebenenfalls wie oft in den Ahnenlinien nur Sämlinge auftreten oder ob Eltern ganz unbekannt sind. Ich kann diese Webseite nur jedem Rosenfreund ans Herz legen, der mehr über seine Rosensorten erfahren möchte.

 

Sie finden diese Webseite unter:

http://www.rosegen.de

 

Text:   Ulrich Perpeet

Bild:    Ursula Grau, www.rosegen.de

 

Pe, 12/19