Ein spannender Vortrag über ´Biodiversität´

 

Der Versuchsbetrieb der LWG Veitshöchheim, in welchem Klaus Körber und seine Mitarbeiter die Untersuchungen an Gehölzen durchführt (Bild Körber)

 

Am Samstag, dem 23. Oktober 2021 hielt Diplomingenieur Klaus Körber - seines Zeichens Sachgebietsleiter Obstbau und Baumschule bei der Bayrischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim und frisch gebackener Vizepräsident der Deutschen Rosengesellschaft – einen hochinteressanten, bildgestützten Vortrag über das brandaktuelle Thema „Biodiversität“.

 

Etwa 50 Dortmunder Rosen- und Staudenfreunde hatten sich eingefunden, um Herrn Körber in seiner brillanten Vortragsart zu erleben und von seinen Erfahrungen zu profitieren, die er und seine Mitarbeiter im Versuchsgut Stutel in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels auf das Gehölzsortiment gemacht haben.

 

Zukünftig spielen Trockenheitsverträglichkeit und Hitzetoleranz  von Stauden und Gehölzen aufgrund des Klimawandels eine immer größere Rolle. Deshalb werden etwa Tiefwurzler, oder hart- und silberlaubige Pflanzen des mediterranen Raumes bedeutsamer in der Pflanzenauswahl.

 

Es zeigt sich, dass viele heimische Gehölze wie etwa Fichte, Birke, Buche oder Esche zunehmend leiden, wogegen sich Feldahorn, Flatterulme oder Elsbeere als widerstandsfähiger erweisen. Viele nichtheimische Gehölze wie Gleditschie, Schnurbaum oder Ölweide sind hitzetoleranter und trockenheitsverträglicher und werden daher das Bild zukünftiger Gehölzgenerationen ergänzen.

 

Herr Körber räumte auch mit dem Vorurteil auf, dass heimische Gehölze für die Insektenwelt wertvoller sei. Abgesehen davon, dass ´heimisch´ und ´nichtheimisch´

die Gehölzvielfalt auf die augenblickliche Zeitperiode verenge und die erdgeschichtlichen Entwicklungen nicht berücksichtigen würde, hat es sich nach seinen Untersuchungen gezeigt, dass auch sogenannte fremdländische Gehölze für unsere Insektenwelt wertvoll sind und somit zur erwünschten Biodiversität beitragen.

 

Als Beispiel verglich er die heimische mit der nordamerikanischen Eiche (Quercus robur / Quercus rubra). Die heimische Eiche sei ein Biodiversitätsmonster, weil ca. 500 Tierarten von und mit ihr leben. Die nordamerikanische Eiche nutzen dagegen nur ca. 180 Tierarten.Ein Baum für 180 Tierarten sei aber besser als einer für 500 Tierarten,

 der in der Hitze stirbt. Widerstandsfähiger als die heimische Eiche wären beispielsweise Zerreiche oder Ungarische Eiche, die aus südlichen Regionen wie Südfrankreich, Süditalien und Balkan stammen.

 

Vor allem komme es für die Insektenwelt darauf an, dass das Nahrungsangebot im Jahreslauf keine Lücken aufweist, daher ist die große Palette der Stauden vom Frühjahr bis zum Herbst zu nutzen, insbesondere deshalb, weil bei den meisten Gehölzen im Sommer die Blütezeit vorbei ist. Hervorragende Nahrungslieferanten seien beispielsweise Schnurbaum, Perowskien oder weidenblättrige Birne.

 

Rosen sind Tiefwurzler und kommen daher mit Hitze und Trockenheit vergleichsweise gut zurecht. Wildrosen haben zwar nur eine kurze Blütezeit im Mai, bieten aber durch Hagebutten Winternahrung für Vögel. Wertvoller sind dagegen viele moderne Rosen, weil sie spätere und längere Blühphasen haben und Pollen sowie Hagebutten für Vögel als Nahrungsquellen besitzen, wobei sich besonders die sogenannten ´Bienenweiderosen´ hervortun. In Verbindung mit mediterranen Stauden entsteht ein durchgängiges Nahrungsangebot für die Insektenwelt.

 

Ganz problematisch entwickelt sich die Situation im Umfeld der Städte. Sie sind Hitzehotspots mit Temperaturspitzen bis zu 45 Grad Celsius und in Hitzesommern werden vom Straßenbegleitgrün die Streusalzfrachten des Winters aus dem Boden nach oben gezogen mit den bekannten Folgen. Salzverträgliche Gehölze wie Ölweide oder Schnurbaum werden hier eher Zukunft haben. Gleichzeitig werden schattenbildende Gehölze an Bedeutung gewinnen, weil sie das Aufheizen von Straßen- und Gebäudeflächen reduzieren. Wegen der großen Flächenversiegelung

ist es notwendig, Niederschlagswasser zu sammeln statt über die Kanalisation abzuführen. Das Oberflächenwasser sollte von Regenrückhaltebecken über Dränagen und Mulden der Versickerung zugeführt werden und zum Beispiel auch in Zisternen gesammelt werden.

 

Im Pool der verwendeten Gehölzarten wird es – ebenso wie heute – regionale Unterschiede geben, aber von Fichte, Kiefer und Birke werden wir uns wohl zukünftig verabschieden müssen – wie Herr Körber ausführte. Ebenso werden Bergahorn wegen der Rußrindenkrankheit und die Esche wegen des Eschentriebsterbens als Folge von Trockenstress ausfallen; auch Vogelbeere und Mehlbeere werden zu den Verlierern gehören.

 

Der lebhafte und fesselnde Vortrag von Herrn Körber fand lang anhaltenden Beifall.

Die Rosen- und Staudenfreunde bedanken sich an dieser Stelle nochmals für den fachlich hochinteressanten und kurzweiligen Vortrag, der in Bezug auf die ökologische Vielfalt im eigenen Garten Früchte tragen wird.

Text:            Ulrich Perpeet

Bilder:          Klaus Körber aus seiner Powerpoint-Präsentation (alle Rechte beim

                    Autor)

 

Weitere Informationen zu dem Thema Biodiversität:

 

Umweltwissen ´Biodiversität´ - Bayrische Landesanstalt für Umwelt:

https://www.lfu.bayern.de/buerger/doc/uw_98_biologische_vielfalt.pdf

 

Tabelle über Gehölzarten und ihrer Bedeutung für die Tierwelt:

https://www.meco.lu/wp-content/uploads/2021/03/K-Korber-Biodiversitat-und-Baumschulgeholze-2.pdf

 

Bäume und Sträucher für Bienen und Insekten:

https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/gartenbau/dateien/bf_gesamt_bienengehoelze_in.pdf

 

Bienentracht am Fließband – eine tabellarische Aufstellung von Blütengehölzen nach Jahreszeiten:

https://www.pflanzmich.de/bienentrachtfliessband

 

Klaus Körber im Webinar ´Bäume im Siedlungsraum´, ein interessanter Online-Vortrag:

https://www.youtube.com/watch?v=6bqshd6tE6o

Pe, 11/21