Blühende Geschichte - Weltgeschehen durch die Rose gesehen

Winchester Cathedral: Rosenname als Lobpreisung auf ein Kirchenbauwerk

 

Am 21. Oktober 2017 waren Christine Meile-Karl und Udo Karl bei den Rosenfreunden Dortmund in den Räumen des Ballettzentrums im Westfalenpark zu Gast. Ihr Beamer-Vortrag über die Symbolik der Rose sowie über Bedeutung und Hintergrund von Rosennamen traf auf ein sehr interessiertes Publikum. An schönen Bildbeispielen machten sie deutlich, dass Rosen und deren Namen mannigfache Bezüge zum Leben der Menschen und zum Weltgeschehen haben.

 

So zielen ihre Gruppen-Namen beispielsweise auf ihre Verwendung, auf ihren Nutzen, auf ihre Herkunft oder Entwicklungsgeschichte während ihr Individualname (Sorte) oft auf weltgeschichtliche Ereignisse (York & Lancaster), bedeutende Persönlichkeiten (Henry Hudson), Lobpreisungen auf berühmte Gärten und Bauwerke (Souvenir de la Malmaison) oder auf  Sorteneigenschaften (Mutabilis) verweist.

 

In der Symbolik dient die Rose zum Beispiel dem Ausdruck eines Gefühls (Liebe, Unschuld, Sexualität, Heimat, Sorgenfreiheit, Frieden, Verschwiegenheit), etwa „auf Rosen gebettet sein“, „sub rosam“, „für mich soll´s rote Rosen regnen“ oder „Maiden´s Blush“ (= Erröten der Jungfrau).

In der christlichen Symbolik bedeutet die Rose etwa in den bildlichen Mariendarstellungen oder als Beiwerk in christlichen Statuen so viel wie Schutz, Hilfe und Heil.

 

Lassen wir die Referenten mit einer kurzen Zusammenfassung des Themenkerns

an dieser Stelle noch einmal zu Worte kommen:

 

"Zum Beamer-Vortrag von Christine Meile-Karl und Udo Karl bei den Rosenfreunden Dortmund am 21.10.2017. Titel: „Wie gut dass jeder weiß, dass ich Rose heiß.“

 

Zusammenfassung des Themenkerns des Vortrags:
„Kulturgut Rosennamen“- Funktionen und Wirkungen (Autor: Udo Karl)

 

Namen sind für das Leben und alle Kulturen ein existenziell wichtiges Phänomen.

Mal sind sie ein eher bildliches, mal mehr ein akustisches und sprachliches Mittel für eine unmissverständliche Verständigung über einen konkreten oder abstrakten Gegenstand. Mal geht es dabei um ein räumlich fassbares Ding („Darstellung“), mal um ein zeitlich erlebbares äußeres Ereignis oder inneres Gefühl („Ausdruck“), mal geht es um Auslösung, Steigerung oder Dämpfung von Impulsen („Appell“).

 

Bei Rosen kann es sein, dass ihre Gruppen- oder Individual-Namen …

(1.) … beschreibend auf die eindeutige Identität einer Art oder Sorte abzielen
           – wichtig für die Botanik, z. B. Moosrose, und den Handel (z.B. „Kletterrose gelb“).

(2.) … Informationen über Nutzen oder Verwendung enthalten, z. B. „Heckenrose“.

(3.) … (vor allem durch Blüten) Bezug zu Gefühlen haben, die wachgerufen werden, besonders im Bereich Ästhetik. Der Kasseler Land-Grafen-Hof kann in Bezug auf die von Schwarzkopf in den 1770er Jahren gezüchteten Rosen als Erfinder der „emotionalen Namen“ gelten – z. B. ‚‘Belle sans Flatterie’. („Französisch“ damals „Sprache bei Hofe).

(4.) … darauf anspielen, dass Formen, Farben und Düfte als Signale im Bereich Liebe und Sexualität Impulse setzen können, z.B. ‚‘Maiden´s Blush’. Rosendarstellungen sind Begleiter von Amor und Psyche. Rosen wurden Dichtern. Sängern und Komponisten gewidmet. Darüber hinaus können Rosen auch für Frieden, Versöhnung und gegenseitige Anerkennung stehen. Ihre Stacheln symbolisieren in mittelalterlichen Marienbildern den Schutz, nicht den Krieg, ihre Blüten den Frieden bis hin zum Kompromiss nach dem Streit (von ‚York & Lancaster’ bis zur ‚Eden-Rose’ mit synonymer Namenvielfalt, angepasst an unterschiedliche Sprachen).

„Siegestaumelrosen“ der Vergangenheit fordern uns heute heraus, sich mit der Geschichte von damals zu beschäftigen und die Rose zum „Mahnmal“ umzudeuten.

 

Zur Magie der Namen gehört das Anrufen und Beschwören von Instanzen der Macht über das Aussprechen derer Namen. Gartenrosen wurden im Laufe der Kulturgeschichte oft zum Träger von Namen der Mächtigen und der Verehrten oder bewunderten Persönlichkeiten und damit zum innerlichen Kontakthalter, Werber und Bekenner-Symbol.

 

Namensgebung ist Teil der „Benennung der Welt“; die Zeremonie der Taufe signalisiert  Besitzergreifung, bis hin zum Namen für Haustiere und Rosen im Garten. Ein guter Name kann Vertrauen stiften und hilft bei der Animation von Gegenständen, auf die man sich verlassen muss, z. B. Schiffe.  Dass Häuser, Wege, Orte, Berge, Flüsse und Landschaften Namen bekommen dient der Orientierung und dem Wachsen von Gefühlen der Zugehörigkeit und von Heimat. Besitzerwechsel zieht fast immer Namenswechsel mit sich. Andererseits wurden Rosen und ihre Namen als ein Stück Heimat und Identität von Auswanderern mitgenommen – bis nach Australien, wo sie in unseren Tagen auf Friedhöfen von Erforschen des Rosenerbes gefunden wurden.

 

Die seither wachsende Menge verfügbarer Rosensorten scheint uferlos. – Und doch gibt es noch Vieles und Wichtiges aus Vergangenheit und Gegenwart, das eine Rose mit entsprechendem Namen verdient hätte – als Würdigung und Erinnerung, als Impuls und Wegweiser für das Gelingen einer Transformation der Gegenwart in eine Zukunft, die gelernt hat, aus der Vergangenheit zu lernen. (UK, 5.11.2017)".

 

Besonders die bildlichen Beispiele sowie deren Interpretation haben den Teilnehmern gut gefallen. Bei Rosenfreunden fielen sie zwar auf einen bereits teilweise bereiteten Boden, konnten aber in der detaillierten und informativen Beschreibung so manche Lücken füllen. Das zeigte auch die lebhafte Diskussion am Ende des Vortrags.

 

Die Rosenfreunde Dortmund bedanken sich nochmals bei dem Ehepaar Meile-Karl für den schönen Vortrag.

 

Text: Ulrich Perpeet und Udo Karl

Bildmaterial: Ehepaar Meile-Karl (MK), Ulrich Perpeet (PE) 

 

Achtung: Die Bilderläuterungen sind nur lesbar, wenn Sie den Cursor auf dem stehenden Bild ruhen lassen! (1&1 hat den Flashplayer wegen Anfälligkeit nicht mehr im Programm)