Westfalens wilde Rosen

Weinrose (Rosa rubiginosa), Autor: Sebastian Bieber

Am Samstag, dem 23. März 2013, war Dr. Götz Heinrich Loos, Bochum / Kamen, mit einem Bildvortrag über "Westfalens wilde Rosen" zu Gast bei Dortmunder Rosenfreunden.

 

Dr. Loos ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter der RUB sowie Mitarbeiter in verschiedenen ökologischen Institutionen des Ruhrgebietes und Westfalens. Er beschäftigt sich unter anderem mit Forschungsschwerpunkten wie "Biodiversität der Flora Europas", "Stadt-Industrie-Ökologie im Ruhrgebiet" oder "Geographie der Nutzpflanzen".

 

In seinem wissenschaftlich detaillierten und gleichwohl hochinteressanten Vortrag wurde uns schnell deutlich, dass die Grundlage aller rosenkundlichen Betrachtungen in den Wildrosen zu finden ist. Dabei mussten wir erkennen, dass bereits die in Westfalen vorkommenden Arten, ihre Vielgestaltigkeit (etwa

Bergland- oder Flachlandtypen) und ihre diffizilen Unterscheidungsmerkmale nicht wenige Schwierigkeiten bereiten, zumal die meisten Wildrosen-Arten eigentlich Komplexe vieler einander nahestehender Erscheinungstypen darstellen.

 

So kann man verstehen, dass je nach Betrachtungskriterien weltweit zwischen 100 und 250 Arten und in Europa zwischen 30 und 60 Arten unterschieden wird. Als Beispiel für die Schwierigkeiten führte Dr. Loos die "Hundsrosen" an. Unter ihnen herrscht "Matroklinie", das bedeutet, dass das mütterliche Erbgut zu vier Fünfteln und das väterliche Erbgut nur zu einem Fünftel vererbt wird. Für die Bestimmung ist das väterliche Erbgut dennoch recht bedeutungsvoll, da es wichtige Merkmale der Hagebutten ausprägt - nämlich den Durchmesser des Griffelkanals und die Beständigkeit bzw. Hinfälligkeit der Kelchblätter auf der Butte. Interessant für die geschlechtliche Fortpflanzung ist auch, dass jede Narbe des "Griffelsträußchens" der Blüte bestäubt sein muss, damit es zur geschlechtlichen Samenbildung im Fruchtknoten kommt. Andernfalls findet eine ungeschlechtliche Samenbildung (Apogamie) statt.

 

Zwischen den verschiedenen Großgruppen der Hundsrosen treten zudem sehr häufig geschlechtliche Durchmischungen statt (= Bastardierung bzw. Hybridisierung), die sich im Erscheinungsbild (Phänotyp) der Individuen nicht unbedingt auswirken. So können phänotypisch gleiche Individuen in ihrem Erbgut durchaus unterschiedlich sein.

 

Um eine einigermaßen sichere Bestimmung der in Westfalen vorkommenden Wildrosen an ihren jeweiligen Naturstandorten zu gewährleisten, ist eine Vielzahl von Merkmalen zu Rate zu ziehen.

Dr. Loos nannte in dem Zusammenhang:

"Größe, Farbe, Behaarung, Bedrüsung, Bestachelung und Randzähnung der Fiederblätter;

Ausformung, Behaarung und Bedrüsung der Nebenblättchen und Blattstiele;

Farbe und Bestachelung (Haken, Nadeln, Haare, Drüsen) der Triebe

und vor allem: Größe und Form der Butten, deren Bedrüsung, den Durchmesser des Griffelkanals oder das Durchmesser-Verhältnis von Griffelkanal zu Griffelkanal-Scheibe (Diskus), die Beständigkeit oder Hinfälligkeit der Kelchblätter auf den Butten".

 

Mit Bildern und Merkmalen stellte der Referent rund 20 Wildrosenarten aus den Gruppen "Hundsrosen",

"Weinrosen" und "Filzrosen" vor, dazu noch drei eingebürgerte Arten (Vielblütige Rose, Kartoffelrose und

Bibernellrose). Wegen der vielen rosenfachlichen Details war sein Vortrag äußerst informativ und trotz einiger Anforderung an die beständige Aufmerksamkeit recht spannend. Viele Teilnehmer freuen sich schon auf die praktischen Bestimmungsübungen am Naturstandort:


1. Tagesexkursion zur Blütezeit am 24. Mai 2013 in den Kreis Unna;

2. Tagesexkursion zur Buttenzeit am 30. August 2013 in den Kreis Soest.

 

Interessenten an den Exkursionen melden sich bitte rechtzeitig bei Barbara Nasarian-Eckstein (nazarian@gmx.de) oder Ulrich Perpeet (uliper@web.de) zwecks Bildung von Fahrgemeinschaften an.

Pe, 03/13