Pflanzenschutz im Rosenbeet

Im Rosengarten Zweibrücken (PE)

 

Am Samstag, dem 19. November 2022 konnten die Rosenfreunde Dortmund den gärtnerischen Leiter des Rosengartens Zweibrücken im Ballettzentrum Dortmund als deutschlandweit bekannten Referenten begrüßen. Heiko Hübscher ist Gärtnermeister von Beruf und als geschätzter Rosenfachmann auch aus Funk und Fernsehen bekannt. Seit 2011 leitet er die Geschicke des Rosengartens Zweibrücken.

 

Zu Beginn seiner Dienstzeit wurden im Rosengarten Zweibrücken noch 7 Jahresspritzungen mit chemischen Pflanzenschutzmitteln bei Rosen durchgeführt und trotzdem standen manche Sorten bereits im Juni blattlos da. Um dem folgenden Kümmerwuchs vorzubeugen wurden diese Sorten aus dem Garten entfernt. Das geschieht auch heute noch bei Sorten, die sich nicht bewähren. Als Säulen der Rosengesundheit nennt der Referent:

 

  • eine angemessene Sortenwahl
  • die Auswahl eines geeigneten Standorts
  • den regelmäßigen Rosenschnitt
  • die richtige Bodenpflege
  • das sachgerechte Düngen
  • den chemiefreien biologischen Pflanzenschutz

 

Der Rosengarten Zweibrücken umfasst 6,5 ha Fläche, auf der rund 1500 Rosensorten in Kombination mit Stauden gedeihen und in dem seit 2004 keine Insektizide mehr eingesetzt werden. Im Jahr 2011 wurde er Biobetrieb. Er hat sonnige bis halbschattige Standorte auf sandig bis lehmigem, humosem und gut durchlüfteten Boden bei einem pH-Wert von 6 – 6,5 (schwach sauer). Unter Aussparung des Wurzelbereichs der Rosen werden die Bodenflächen zwischen den Rosen mit Staudenpflanzungen überdeckt, damit die bodennahen Knospen der Rosen weich bleiben und austreiben können.

 

Rosen sollten am besten wurzelnackt gekauft und nach mehrstündiger Lagerung im Wassereimer fachgerecht gepflanzt werden. Bei erforderlichen Nachpflanzungen sollte wegen der Gefahr auftretender Bodenmüdigkeit der Boden mindestens 70 cm tief ausgetauscht werden. Als Pflanzabstand für Beet- und Strauchrosen haben sich in Zweibrücken in der Fläche 50 cm bewährt. Bei Pflanzungen in Hausgärten ist darauf zu achten, dass an Hausmauern wegen der Hausdrainage und wegen des Dachüberstandes ein Sicherheitsabstand von mindestens 15 cm eingehalten wird.

Will man Rosen im Topf kultivieren, dann sollte der Topf mindestens 60-80 cm tief sein. Wegen des eingeengten Wurzelraums müssen diese Rosen alle 4-5 Jahre umgetopft werden und neues Substrat erhalten. Dazu darf auch Rindenhumus verwendet werden aber keinesfalls Rindenmulch. Rindenmulch eignet sich wegen seiner sauren Wirkung auch nicht zur Abdeckung von Bodenflächen im Gelände.

 

Neben der laufenden Entfernung von abgeblühten Blütenständen im Sommer sollten

im Frühherbst die Hagebutten an den Rosen belassen bleiben, damit diese in Winterruhe gehen können. Der Hauptzeitpunkt des Rosenschnitts ist das Frühjahr, wenn die frühen Blütenkirschen oder die Forsythien mit ihrer Blüte beginnen. Bei älteren und bei austriebsarmen Rosen kann ein radikaler Rückschnitt bis zum Boden zur Gesundung der Rosen führen. Wenn beim Rückschnitt ein Loch des aufwärtsbohrenden Triebbohrers erkannt wird, empfiehlt Herr Hübscher das Triebstück mit Loch stehen zu lassen und nicht tiefer zurückzuschneiden.

 

Bei der Bodenpflege hat das Rosenteam in Zweibrücken neben der Verwendung von Kompost mit Holzkohlenerde (Terra Preta) und dem Bodenaktivator von Compo gute Erfahrungen gemacht. An sandigen Stellen verbessert Bentonit die Speicherfähigkeit des Bodens. Ebenso kommt EM – eine Mischung aus Mikroorganismen wie Hefen und Milchsäurebakterien – bei Neupflanzungen zum Einsatz und zwar nach dem Wurzelschnitt und nach der Pflanzung durch zweimaliges Gießen mit EM. Die oft empfohlene Mykorrhiza (Pilzwurzel) ist für Rosen ungeeignet, da es wohl keine rosenspezifische Mykorrhiza gibt.

 

Den durchschnittlichen Nährstoffbedarf pro Vegetationsjahr liegt gemäß der Angaben des Referenten bei Rosen pro m² bei:

18 g N (Stickstoff), 4 g P2O5 (Phosphor), 15 g K (Kali) und 2 g Mg (Magnesium).

Dazu setzen sie in Zweibrücken 120 g / m² Oscorna Rasendünger (8/4/0,5 /+), 3 l Kompost sowie 150 g / m² Compo Langzeit-Rasendünger ein. In Sachen Patentkali als Spätsommer- und Frühjahrsdüngung für Rosen gehören nach Meinung des Referenten die praktizierten agrarwissenschaftlichen Erkenntnisse auf den Prüfstand. In Zweibrücken komme man völlig ohne Patentkali aus und habe trotzdem wüchsige Rosen und keine Frostschäden.

 

„Der Rosengarten Zweibrücken hat keine Rosen, die Pilzbefall haben“ wie Heiko Hübscher erklärt. „Das ist in erster Linie eine Standortfrage: Je besser der Standort, um so gesünder die Rose!“ Das Problem Sternrustau haben sich die Rosenzüchter durch Einkreuzen der gelb blühenden Rosa lutea selbst geschaffen. Die Empfehlung

kranke Blätter zu entfernen ergebe keine Wirkung, so Hübscher. Vorbeugend gute Schutzwirkung wird in Zweibrücken durch das biologische Mittel Vitanal gelb erzielt, das alle 14 bis 21 Tage in 1 prozentiger Lösung (bei hartem Wasser) oder 2 prozentiger Lösung (bei weichem Wasser) gespritzt wird. Einen geradezu perfekten Schutz sowie einen tollen Rosenwuchs erzielt man durch sogenannten Kompost-Tee, der alle 14 Tage über die Rosenblätter gegossen wird und über Blatt und Boden wirkt. Bei Blattverlust, bei Frost- und Trockenschäden oder bei Schwachwüchsigkeit und bei Standortproblemen können gegebenenfalls die homöopathischen Biplantol-Notfalltropfen helfen. Sollten Rosenblüten infolge längerer Regenperioden von Botrytis (Grauschimmel) befallen sein, müssen diese herausgeschnitten und entsorgt werden. Der regelmäßige Blattlausbefall beim Frühjahrsaustrieb kann meistens toleriert werden, da ihre Gegenspieler etwa um 14 Tage zeitverzögert auftreten. Keinesfalls sollten ölhaltige Bekämpfungsmittel eingesetzt werden, weil sie deren natürlichen Feinde (Nützlinge) schädigen.

 

Viele Nachfragen und Schilderungen eigener Erfahrungen der Zuhörerschaft unterstrichen den interessanten und gleichzeitig kurzweiligen Vortrag von Heiko Hübscher. Die Rosenfreunde Dortmund bedanken sich nochmals an dieser Stelle für die vielen praktischen Gartentipps des Referenten.

 

Wer mehr über den Rosengarten Zweibrücken und der  Rosenphilosophie von Heiko Hübscher erfahren möchte , dem empfehle ich den Artikel "Staudenfrau trifft Rosenmann" von Petra Pelz:

 

https://petra-pelz.com/rosengarten-zweibruecken-rosenmann-trifft-staudenfrau/

 

Text:   Ulrich Perpeet

Bild:   Ulrich Perpeet (PE)

Pe, 01/23