Hochstammrosen - Verwendungsmöglichkeiten

Hochstammrosen im Deutschen Rosarium im Westfalenpark

 

Mit ihrem Lichtbilder-Vortrag über Hochstammrosen traf Manuela Dräger, Rosenpark Dräger, Bad Nauheim-Steinfurth, bei den Rosenfreunden Dortmund am 17. Februar 2018 auf eine interessierte und wissbegierige Zuhörerschaft. Gut 35 Teilnehmer waren nach Kaffee und Kuchen gespannt auf Ihre Ausführungen zur Geschichte ihres Betriebs und seines Zuschnitts, zur Produktion von Stammrosen und zu geeigneten Sorten sowie zur Verwendung von Stammrosen.

 

Nach Begrüßung der Referentin und der Teilnehmer durch unseren Freundeskreisleiter Hermann Kopp las Marlene Heggemann eine Passage eines Textes aus dem Jahr 1878 von E. Metz über seinen Besuch bei Rudolf Gschwind, den sie im Rosenjahrbuch von 1975 unter dem Titel „Ein deutsch-ungarischer Rosenzüchter“ gefunden hatte. Er beschreibt darin die Erläuterungen Gschwinds wie dieser zu den Rosenzüchtungen kam.

 

In der Einleitung ihres Referates sprach Frau Dräger zunächst über das Rosendorf Steinfurth, in dem auch die älteste Rosenschule Schultheis zu Hause ist und in dem in diesem Jahr das 150jährige Bestehen des Rosenanbaus gefeiert wird.

Das ist auch ein Anlass der Gesellschaft der Rosenfreunde, den diesjährigen Rosenkongress dorthin zu verlegen. Im Gebiet der sogenannten Wetterau, in dem der Ort Steinfurth liegt, herrschen ideale Rosenanbaubedingungen.

Die nährstoffreichen Lößlehmböden mit Bodenwerten zwischen + 80 und + 90 bieten beste Wachstumsbedingungen und ermöglichen eine hervorragende Rosenqualität.

 

Sie selbst, so sagte die Referentin, sei in einer Rosenanbaufamilie groß geworden und habe sich zunächst gegen eine Karriere als Rosenanbauerin entschieden und zwar„ wegen der Stacheln“, die sie bei der frühen Arbeit im elterlichen Betrieb Dräger zu oft hätte spüren müssen!

Den elterlichen Betrieb hätte ihr Bruder weitergeführt, während sie anderen beruflichen Interessen in Frankfurt und in den USA nachgegangen sei. Urlaube im elterlichen Betrieb hätten Sie dann aber zu der Erkenntnis geführt, dass die Arbeit mit Rosen, ihren wunderschönen Blüten und vor Allem wegen der Tätigkeit im Freien einer Arbeit in Büroräumen doch vorzuziehen sei. Vor 15 Jahren habe sie mit ihrem Mann Thilo Hildebrandt den Rosenbetrieb Gönnewein in Steinfurth übernehmen können, weil dort keine Nachkommen den Betrieb hätten weiterführen können. Im Oktober 2014 wären sie dann von der Ortsmitte an den Ortseingang umgesiedelt und hätten das Unternehmen in „RosenPark Dräger GmbH & Co KG“ umfirmiert.

 

Das Unternehmen Rosenpark Dräger hat sich auf Privatkunden spezialisiert, produziert in der Hauptsache Rosen auf Wildlingsstämmen und bietet in Deutschland das größte Sortiment an Stammrosen an. Auf 2,5 ha Anbaufläche stehen zurzeit etwa 8.000 Rosenstöcke in mehr als 650 Sorten, gegliedert in Zwergstämme mit einer Veredlungshöhe von 40 -50 cm, Halbstämme mit einer Veredlungshöhe von 60 – 70 cm, Hochstämme mit einer Veredlungshöhe von 90 – 110 cm und Kaskadenstämme bzw. Trauerstämme mit einer Veredlungshöhe von 120 – 140 cm.

 

Der Charakter dieser Stämme richtet sich nach der aufveredelten Rosensorte: Edelrosen ergeben straff aufrecht wachsende Kronen, Beetrosen eher strauchartige Kronen während Bodendecker- und Ramblerrosen eher Kronen mit herabhängenden Trieben entwickeln.

 

Zur Produktion führte die Referentin Folgendes aus:
Die Rosenwildlinge bezieht die Rosenschule aus Schleswig-Holstein. Als Wildlingstyp wird Rosa canina „Ommer“ (Typ Schneider) verwendet, der besonders gut auf den Wetterauer Böden wächst und später wenig zu Wildausschlägen tendiert.

Die Wildlinge werden im April mit einer Pflanzmaschine aufgeschult, nachdem die Wurzeln beschnitten wurden und von den oberirdischen Trieben nur ein eingekürzter Trieb stehen gelassen wurde (entsprechende Präparation zwecks maschineller Pflanzung). Nach etwa 1,5 Jahren werden sie geerntet, auf einen Stammtrieb zurückgeschnitten und auf dem Feld in Reihen aufgepflanzt.

 

Im Juli / August werden die Stämme per Okulation veredelt. Dazu werden kleine Seitentriebe am Stamm bis auf einen oberen Triebbüschel abgestreift und in Okulationshöhe entstachelt. Zum Aufbau einer guten Krone werden je Stamm 3 Edelaugen eingesetzt: zwei untereinander und eines auf der gegenüberliegenden Seite. Sie werden mit einer dünnen, lichtdurchlässigen und verrottbaren  Folie zum Schutz vor dem Austrocknen umwickelt. Das Wildtriebbüschel oberhalb der Veredlung dient mit seinen Blättern dazu, einen kräftigen Saftzug der Unterlage

zu erhalten. Die so veredelten Stämme (´Dreierstämme´) werden an einem Spanndraht befestigt.

 

Im November des gleichen Jahres wird das obere Wildtriebbüschel abgeworfen, die Stämme werden zum Boden umgebogen, zu je zwei kreuzweise zusammengeheftet und mit Erde zum Winterschutz überhäufelt. Das Quartier sieht dann aus wie ein Spargelfeld.

 

Im darauf folgenden Frühjahr werden die Stämme wieder abgehäufelt, hochgebogen und unterhalb der Veredlungen an den Spanndraht geheftet. Nach 6 bis 8 Wochen sind die Edelaugen ausgetrieben. Die frischen Edeltriebe werden zwecks Anregung einer guten Verzweigung alsbald auf zwei bis drei Augen „pinciert“ (zurückgeschnitten) und am Stamm austreibende Wildaugen entfernt. Im Mai werden die frischen Edeltriebe nochmals auf zwei Drittel ihrer Länge eingekürzt. Nach dem Abblühen des ersten Flors im Juni werden alle Blüten abgeschnitten und zur besseren Verzweigung erfolgt erneut ein Triebrückschnitt, um einen besonders üppigen zweiten Flor zu erreichen.

 

Je nach Witterungslage werden die Stämme im Oktober mit Maschinen gerodet und vom Feld in die Arbeitshalle gebracht, wo die Kronen und Wurzeln der Stämme geschnitten werden. Gebündelt und befeuchtet kommen sie dann ins Kühlhaus, in dem sie dann von Oktober bis etwa Mai gelagert werden. Im Frühling werden sie schließlich wurzelnackt vermarktet oder mit einer Maschine eingetopft. Ein kleiner Teil der getopften Stämme wird im Gewächshaus zur Blüte gebracht während der größere Teil der getopften Stämme im Freiland an ein Bewässerungsystem angeschlossen und an einem Spanndraht geheftet wird. Von dort erfolgt die Vermarktung vom Frühjahr bis zum Herbst.

 

In der gesamten Produktionszeit müssen die Rosen natürlich auch gepflegt werden, wozu neben dem Düngen und Bewässern in Trockenperioden auch der vorbeugende Pflanzenschutz mit Vitanal gehört. Bei Rosen auf Stämmen ist insgesamt die Blattgesundheit besser als bei Beet-, Edel- und Strauchrosen, weil diese mit ihrem Blattwerk weiter vom Boden entfernt sind. Dennoch gibt es bei Stammrosen auch schöne und beliebte Sorten, die im Laufe des Vegetationsjahres nicht völlig gesund bleiben aber ihre Liebhaber finden. Die Rosenschule Rosenpark Dräger listet diese Sorten in ihrem neuen Katalog in einem Nebensortiment auf. Im Hauptsortiment empfiehlt Manuela Dräger zum Beispiel die Sorten: Nostalgie, Rosarium Uetersen, Golden Celebration, Graham Thomas, Augusta Luise, Leonardo da Vinci, Eden Rose, Gärtnerfreude, Red Leonardo oder Super Excelsa.

 

Stammrosen eignen sich besonders für kleine Hausgärten, als Topfrosen für Balkon und Terrasse oder als Hingucker in Rabatten mit Stauden und Sommerblumen in Grünanlagen und Parks. Sie heben die Blüten in Augen- und Nasenhöhe und erlauben eine Unterpflanzung. Da sie ihre Blüten aus der übrigen Pflanzung herausheben, haben sie auch eine tolle Fernwirkung und bleiben bis zum Herbst voll beblättert. Im heimischen Garten benötigen Stammrosen einen Winterschutz für Krone und Stamm. Rosen im Topf bzw. Kübel sollten dunkel und kühl gestellt werden und dürfen in der Winterruhe nicht austrocknen. Im Freien muss außerdem der Pflanzkübel im Winter vor einem Trockenfrieren der Wurzeln geschützt werden.

 

In der abschließenden Diskussion gab Frau Dräger noch viele wertvolle Informationen und Tipps zur Pflege von Stammrosen. Die Veranstaltungsteilnehmer bedankten sich bei Frau Dräger mit langem Beifall für den interessanten und überaus informativen Vortrag. Ihnen wurde deutlich, wieviel Fachwissen und Arbeit erforderlich ist, ehe eine Stammrose nach 5 Jahren Produktionszeit in die Hand eines Kunden gelangen kann. Die Veranstaltung endete mit einem herzlichen Dank unseres Freundeskreisleiters an Frau Dräger für den spannenden und detailreichen Vortrag.

 

Text: Ulrich Perpeet

Bilder: Ulrich Perpeet (PE) und Manuela Dräger (DR) mit freundlicher Genehmigung

 

Weitere Informationen über den Betrieb findet der Leser auf Youtube, wenn er auf die nachfolgenden Links klickt:

 

ADR-Rosen bei RosenPark Dräger

https://www.youtube.com/watch?v=zKWLXv7a-vk

Bad Nauheimer Gartenfreuden - Hessischer Rundfunk

https://www.youtube.com/watch?v=OWFyFZEy0Ng

Pe, 02/18