Der Klimawandel und mögliche Auswirkungen im Garten

Blühendes Barock Ludwigsburg  (Von Holger Uwe Schmitt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63769112)

 

Zu der gemeinsamen Vortragsveranstaltung der Dortmunder Rosen- und Staudenfreunde am Samstag, dem 28. Februar 2023 im Ballettzentrum des Westfalenparks hatten sich gut 70 interessierte Gartenfreunde eingefunden. Die erfreulich hohe Besucherzahl war einerseits auf das brandaktuelle Thema und andererseits auf den aus Funk und Fernsehen bekannten Referenten zurückzuführen.

 

Volker Kugel ist der ehemalige Direktor der Anlagen des Blühenden Barock in Ludwigsburg / Baden-Württemberg, der Ende des Jahres 2022 in den Ruhestand ging.

 

In seinem Vortrag ging Volker Kugel zunächst auf seinen beruflichen Werdegang ein:

Als gelernter Baumschulist absolvierte er einige Praxisjahre in einer Baumschule. Er studierte dann an der FH Weihenstephan und schloss daran eine zweijährige praktische Tätigkeit in einem Gartencenter an, wo er im Kundenkontakt Beratungserfahrungen sammelte. Danach eröffnete sich die Möglichkeit einer Tätigkeit in Landesdiensten bei der Organisation und dem Aufbau von Landesgartenschauen in Baden-Württemberg, denen er acht Jahre treu blieb. Im Jahre 1997 wurde er schließlich zum Direktor des Blühenden Barock in Ludwigsburg berufen. In diesem kurzweiligen Bericht über seine berufliche Vita ließ er viele persönliche Begebenheiten einfließen, die zum Schmunzeln anregten.

 

Seine Aussagen zum Klimawandel und dessen mögliche Auswirkungen auf den Garten wurden vom Auditorium aufmerksam verfolgt. Mit einer persönlichen Zusammenfassung seiner Vortragsgegenstände lassen wir den Referenten an dieser Stelle noch einmal zu Wort kommen:

 

„Den Klimawandel an sich zu bestreiten fällt wirklich ziemlich schwer, denn er ist für uns alle über das Jahr deutlich spürbar. Ob die Ursachen nun zu 100% menschgemacht sind oder zu einem anderen Prozentsatz, spielt im Garten keine Rolle. Denn der Garten sollte auch weiter ein ideologiefreier Raum bleiben.

 

Um was geht es tatsächlich?

  1. Es gibt eindeutig stärkere frühsommerliche und sommerliche Hitzeperioden mit anhaltend hohen Temperaturen und großer Trockenheit.
  2. Die Jahreszeiten verändern sich. Im Schnitt gibt es eher den Turbofrühling ab Anfang April mit Temperaturen schon über 25 Grad. Im Herbst ist es im Schnitt wesentlich länger warm - mit Phasen ohne Nachtfrost bis Anfang November. Insgesamt ist die Vegetationsperiode deutlich länger als früher.
  3. Die Winter sind im Schnitt milder mit viel weniger Schnee.

 

Welche Auswirkungen hat das für die Gärten und die Vegetation allgemein?

Hitzeempfindliche Gehölze wie z. B. die Buche haben in den Laubwäldern durch Hitze und Trockenheit große Probleme. Das Gleiche gilt für viele Gehölze im Garten. Ziel muss es also sein, in unseren Gärten zunehmend hitze- und trockenheitsverträgliche Pflanzen einzusetzen. Im Weinbauklima, also unter ca. 300 m Meereshöhe werden mediterrane Pflanzen auf Dauer möglich sein, wie z. B. Rosmarin, Thymian, Feige oder Hanfpalme. Hier und in anderen Bereichen bis 600 m Meereshöhe gibt es zahlreiche Möglichkeiten die Pflanzungen hitze- und trockenheitsverträglich anzupassen.

 

Dort wo Phlox und Rittersporn noch gerade so im Staudenbeet durchgekommen sind, wird es künftig schwierig, denn wir müssen ganz regelmäßig wässern. Hier sind geeignete Ersatzpflanzen vorhanden wie die Fetthenne, die Katzenminze, die Schafgarbe und die Wolfsmilch - um nur einige zu nennen. Bei den Sträuchern werden Hortensien, Blumenhartriegel und Strauchpfingstrosen an kritischen Standorten echte Probleme bekommen. Hier sind mögliche Ersatzpflanzen die Bartblume, die Felsenbirne, die Maulbeere oder die Säckelblume. Bei den großen Sträuchern und Bäumen wird es im Grenzbereich des Standortes Probleme bei den Buchen, bei verschiedenen Ahornarten, bei Zieräpfeln und anderen Gehölzen geben. Der Amberbaum, die Zerreiche, der Tupelobaum und die echte Mispel sind hier Alternativen.

 

Die Gärten und natürlich auch die Parks und öffentlichen Anlagen sind in einem Wandel begriffen, die zunächst die Grenzstandorte betrifft, bei denen es eben nicht mehr funktioniert. Optimalstandorte für Pflanzen werden zunächst weiter funktionieren, aber auch hier wird in naher Zukunft Handlungsbedarf bestehen. Das bedeutet auch über sinnvolle Bewässerungsmethoden nachzudenken, die mit der wertvollen Ressource Wasser sparsam umgehen. Tröpfchenbewässerung und kleinteilige Regenanlagen, die überwiegend nachts betrieben werden, sind hier Lösungsansätze.“

 

Als besondere Beispiele für die Folgen von Niederschlagsarmut in Verbindung mit Hitzeperioden nannte der Referent den absinkenden Grundwasserspiegel. Dadurch sind besonders Flachwurzler unter den Pflanzen betroffen, deren Faserwurzeln im Trockenen stehen, wodurch die innere Stabilität bei Gehölzen sinkt und den Schwächeparasiten Tür und Tor geöffnet wird (Rusrindenkrankheit beim Ahorn, Grünastbruch bei Buchen). Wo es auf kleineren Zierrasenflächen nicht auf dauerhafte Trittstabilität ankommt, lässt sich wasserbedürftiger Rasen gut durch hitzeresistentere Trittstauden ersetzen, etwa durch Thymian, Römische Kamille oder Fiederpolster. Als widerstandsfähige Sträucher empfiehlt er beispielsweise den Sommerflieder, die Felsenbirne, die Zistrose, die Blauraute, den Buschklee, den Mönchspfeffer und die Säckelblume. Als Leitstrauch in der Unterpflanzung sieht Volker Kugel den Rosmarin. Keinerlei Probleme haben derzeit Rosen, weil sie Tiefwurzler sind. Zu den besonders toleranten Stauden zählt er die Katzenminze, das Brandkraut, den Steinquendel, den Wollziest, die Prachtkerze und die Goldaster. Die seit einigen Jahren in Mode gekommenen lebensfeindlichen Schottergärten sind nach wenigen Jahren durch ihre Verkrautung selbstzerstörend.

Gerade in der Stadt muss das Prinzip heißen: Mehr Grün rein! So sollte beim Bau von Flachdächern eine Dachbegrünung zur Pflicht gemacht werden.

 

Der kurzweilige Vortrag fand breiten Beifall, allerdings hätten sich im Rückblick viele Teilnehmer eine Bildunterstützung gewünscht, um die vielen genannten Pflanzen auch optisch identifizieren und verinnerlichen zu können. Rosen- und Staudenfreunde bedanken sich an dieser Stelle nochmals für den interessanten Vortrag, von dem so mancher Gartentipp Eingang im eigenen Garten finden kann.

 

Text:     Ulrich Perpeet

Bild:      Wikimedia Commons (Autor beim Bild)

 

Unterstützende Kurzfilmsequenzen zum Thema von Volker Kugel aus ´grünzeug tv ´ zu folgenden Inhalten:

 

Volker Kugel – Hitzeverträgliche Pflanzen:

https://www.youtube.com/watch?v=3Y8xrvsoZ4Y

 

Volker Kugel – Winterharte Stauden als Rasenersatz:

https://www.youtube.com/watch?v=qylay5XOrUI

 

Volker Kugel – Schotter raus:

https://www.youtube.com/watch?v=VwarD6qU-f8

 

Volker Kugel – Dachbegrünung:

https://www.youtube.com/watch?v=ez7NYFEbt0U

 

Lesenswerte Informationen zum Thema ´Klimawandel im Garten´:

https://petra-pelz.com/klimawandel-im-garten/

 

Pe, 20.02.2023