Frauenmantel - kleine weiche Alchemistin

Alchemilla mollis und Strauchrose Raubritter im Garten Schmelter (PE)

 

´Kleine weiche Alchemistin´- so lautet die Übersetzung des botanischen Namens der sehr beliebten Staude ´Alchemilla mollis´. Ihre Namengebung beruht auf Forschungen der Alchemisten in der Vergangenheit. Diese sahen in der ihnen ungewöhnlich erscheinenden Abgabe von Flüssigkeiten in Tropfenform an den Blatträndern der Pflanze magische Wirkungen und bezogen sie deshalb in ihre Forschungen mit ein, die zum Ziel hatten, auf künstlichem Wege Gold und Silber herzustellen. Diesen geschichtlichen Umstand haben die Namengeber zum Anlass für die Gattungsbezeichnung genommen. Der Artname ´mollis´ bedeutet übersetzt ´weich´ und bezieht sich auf die feine Blattbehaarung, die den Blättern den fühlbar samtweichen Charakter verleiht.

 

Der deutsche Name ´Frauenmantel´ ist vom Blattcharakter der Pflanze abgeleitet. Die Namengeber sahen in ihm eine Ähnlichkeit mit dem Mantel der Jungfrau Maria in vielen bildlichen Darstellungen. Der weiche Frauenmantel wird wohl auch deshalb oft als ´Schleier-Frauenmantel´ bezeichnet, allerdings kann auch der zarte Schleier der Blütenstände dafür die Ursache sein.

 

Die Staude ´Alchemilla´ gehört in die Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist mit etwa 300 Arten weltweit verbreitet. Alchemilla mollis ist in den Gebirgsregionen Rumäniens, des westlichen Russlands, der Nordtürkei, des Kaukasus und des Nordirans beheimatet; In Österreich und bei uns ist der weiche Frauenmantel eingebürgert und ist in Wiesen, an Ufern und in lichten Wäldern zu finden.

 

Weshalb ist Alchemilla mollis so beliebt?

Der besondere Reiz dieses Frauenmantels liegt in seiner Fähigkeit, auf seinen fein behaarten Blättern Tautropfen lange zu fixieren, die zusammen mit den Guttationstropfen* an den Blatträndern in der Morgensonne wie Diamanten glitzern.

Sein dichtes Blattwerk beschattet den Boden hervorragend und verhindert so das Aufkommen von Wildkraut. Die horstbildenden Bodenrhizome verfilzen den Boden nicht, so dass der Boden unter ihm locker und luftig bleibt. Diese Eigenschaften machen den Frauenmantel zur perfekten Staude für Beeteinfassungen, für Unterpflanzung von Gehölzen, für den Teichrand und für die Begleitung von Wasserläufen sowie für flächige Pflanzungen in Naturgärten. Durch seine schlichte Eleganz werden die optischen Reize anderer Pflanzen nicht in den Hintergrund gedrängt sondern eher gesteigert. Ein Rückschnitt unmittelbar nach der Blüte bewirkt einen guten Neuaustrieb, einen etwas schwächeren Nachflor und verhindert zudem die Selbstaussaat. Die zarten gelbgrünen Blütenstände, die im Juni / Juli erscheinen, lassen sich neben dem samtigen Blattwerk floristisch wunderschön als Beiwerk zu Rosen- und Blumensträußen verarbeiten.

*Guttation = Fähigkeit bestimmter Pflanzen, Wasser aus Wasserspalten im Blattwerk tropfenförmig abzugeben, um bei Wassersättigung den Wasser- und Nährstofftransport über die Wurzeln aufrecht zu erhalten.

 

Welche Ansprüche hat Alchemilla mollis?

Der weiche Frauenmantel bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte, kommt aber auch an schattigen Standorten zurecht: allerdings mit einem schwächeren Blütenansatz. Er wird 30 – 50 cm hoch, wächst gut auf allen frischen, feuchten und humosen Böden, ist aber auch gut trockenheitsverträglich. An den Bodensäuregrad stellt er keine Ansprüche, möchte aber im Frühjahr zum Austrieb mit einem organischen Dünger oder einem guten Kompost verwöhnt werden.

 

Weitere empfohlene Arten:

  • Alchemilla epipsila (Zierlicher Frauenmantel): 20-30 cm hoch, zierlicher und kompakter als A. mollis, Blattoberseite kahl, widerstandsfähiger gegen Niederlegen nach Starkregen, nach Gaissmayer besonders empfehlenswert.

 

  • Alchemilla erythropoda (Kleiner Frauenmantel): 15-20 cm hoch, starke und samtige Blattbehaarung, rötliche Stiele, schatten- und trockentolerant, besonders gut für sonnige Steingärten.

 

  • Alchemilla hoppeana (Silber-Frauenmantel): 10-15 cm hoch, nur Blattunterseiten und Blattränder behaart, blüht oft bis Oktober, besonders geeignet für sonnige Steingärten und Beeteinfassungen.

Text:     Ulrich Perpeet

Bilder:  Ulrich Perpeet (PE) sowie Christiane Frost (FR) und Jochen Wegner (WE)

             jeweils mit freundlicher Genehmigung aus ihren Webseiten

 

Noch ein Blick ins Magazin der Staudengärtnerei Gaissmayer:

https://www.gaissmayer.de/web/welt/gartenmagazin/die-himmelstraenen-der-kleinen-alchemistin/

Pe, 10/23