Kugeldisteln - Attraktion im Gartenbeet

Echinops ritro, die Ruthenische Distel mit Schafgarben (HM)

„Disteln stechen, breiten sich wie Unkraut aus und treiben selbst aus kleinsten Wurzelresten wieder aus – bitte nicht in meinen Garten!“

 

Mit solchem Totschlagargument werden auch die wahrhaft imposanten Schönheiten einer ganzen Reihe von Edeldisteln der Gattungen Eryngium (Mannstreu) und Echinops (Kugeldistel) als wertlos und lästig abgetan. Nicht nur Schmetterlinge, Schwebfliegen, Bienen und Hummeln werden diese ´Brotpflanzen´ vermissen. Dieser Gartenbesitzer verzichtet – möglicherweise aus Unkenntnis - auf attraktive Gestaltungselemente und zauberhafte Blickfänge in seinem Garten.

 

Der botanische Gattungsname Echinops leitet sich aus dem Lateinischen (echinus = Igel) und aus dem Griechischen (opsis = Gesicht, Aussehen) ab und bezieht sich auf die Ähnlichkeit der Blütenköpfe mit einem zusammengerollten Igel. Die Gattung Echinops (Kugeldistel) umfasst etwa 75 Arten, die in Europa, Asien und Nordafrika verbreitet sind. Von ihnen haben sich gut 5 in Europa als gartentauglich erwiesen.

 

Die Gattung gehört in die Familie der Asterngewächse (Asteraceae). Ihre Blüten sind in einem kugeligen Köpfchen angeordnet, wovon sich die unteren Blüten der Kugel zuerst öffnen und in herrlichen Blautönen oder in Weiß erstrahlen, wenn sich nach und nach die weiteren Blüten zum ganzen Blütenball öffnen.

Die Blütenköpfchen sitzen an der Spitze von aufrechten und kantig geformten Stängeln, an denen sich deutlich gelappte, stachelspitzige, unterseits weiß oder silbrig behaarte, sommergrüne Blätter befinden. Die lange Blütezeit erstreckt sich von Juli bis September. Bei einem Rückschnitt Ende August erfolgt ein Durchtrieb, der noch bis in den Oktober hinein blüht.

 

Kugeldisteln finden sich in der Natur hauptsächlich in trockenen und heißen Gegenden an Felshängen oder in steinigen, kargen Steppengebieten. Sie lieben demnach trockene, gut abzugsfähige Böden in sonnig-heißer Lage und kommen deshalb mit dem Klimawandel gut zurecht. Ihren Platz finden sie daher besonders in Staudengärten mit mediterranem Charakter, in Naturgärten oder Kiesgärten der Art von Beth Chatto. Aber auch in gemischten Beeten in sonniger Lage, in denen bodenseits weder Staunässe noch Nährstoffüberfluss droht, braucht man auf Kugeldisteln nicht zu verzichten. Mit ihnen lassen sich schöne Gartenbilder in Kombination mit sonne- und wärmeliebenden Stauden wie etwa Königskerzen (Verbascum), Brandkraut (Phlomis), Patagonisches Eisenkraut (Verbena), hellgelbe Scabiose (Scabiosa ochroleuca), Federgras (Stipa) oder Schleierkraut (Gypsophila) schaffen.

 

Für die an sich anspruchslosen Kugeldisteln kann es hilfreich sein, dass sie unmittelbar vor der Frühjahrspflanzung einen Stützstab erhalten, um sie in windigen Lagen vor einem Windwurf zu bewahren und um später dadurch nicht die Rhizome zu verletzen. In den ersten Jahren kann auch ein Winterschutz des Wurzelstocks mit Reisig sinnvoll sein. Wegen der tiefen Pfahlwurzel lassen sich Kugeldisteln kaum mit Erfolg verpflanzen, dagegen lassen sie sich leicht über Samen vermehren. Da die abgestorbenen Stängel und die vertrockneten Blütenstände im Beet schöne Winteraspekte bilden, sollten die Kugeldisteln erst im Frühjahr bodennah zurückgeschnitten werden. Kugeldisteln lassen sich als Schitt gut in Trockensträußen verarbeiten. Als blühender Vasenschmuck halten sie sich etwa eine Woche lang.

 

Der Bund deutscher Staudengärtner empfiehlt in seinem Flyer ´Staude des Jahres 2019´ folgende Sorten als gartenwürdig:

 

Von der Bannater Kugeldistel (Echinops bannaticus) die Sorten

          Blue Glow (80 -120 cm, VII-VIII, Blütenkugel stahlblau, Laub graugrün)

          Taplow Blue (100 cm, VII-IX, Blütenkugel intensiv blau, Laub graugrün).

 

Von der Ruthenischen Kugeldistel (Echinops ritro) die Sorte

Veitch´s Blue (80 – 120 cm, VII-IX, Blütenkugeln stahlblau, Laub graugrün, besonders blühreich).

 

Von der Drüsenblättrigen Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus) die Sorte

Arctic Glow (80 – 100 cm, VI-VIII, Blütenkugeln weiß, Laub silbergrün, schön verzweigter Wuchs).

 

Neben Blütenpracht und strukturgebendem Habitus haben Kugeldisteln einen hohen ökologischen Wert: Sie bieten einer Vielzahl von Insekten Nahrung durch Pollen und Nektar, ihre hohlen Stängel dienen vielen Insekten als Winterquartier und die Samen ihrer Fruchtstände werden von Vögeln gefressen. Ein moderater Hang zur Selbstversamung ist in naturhaften Anlagen erwünscht, in anderen Gartenbeeten ist solcher Nachwuchs leicht zu jäten.

 

Auf das prägnante blaue Erscheinungsbild von Kugeldisteln im Hochsommer und auf deren vielfältige Blütenbesucher freuen sich viele Gartenbesitzer. Es lohnt sich während der ´Ballsaison´ von Juli bis September hin und wieder in ihrer Nähe zu verweilen und den artenreichen Besucherstrom auf ihren Blütenköpfen zu beobachten.

Text:     Ulrich Perpeet

Bilder:   Ulrich Perpeet (PE); Helga Meyer (HM), Jochen Wegner (WE) und Christiane

             Frost (FR), jeweils mit freundlichen Genehmigung aus ihren Webseiten

 

Weitere Informationen:

 

Ein Kurzfilm über den Insektenbesuch auf Kugeldisteln:

https://www.youtube.com/watch?v=6uQFDMzBJGE

 

 

https://www.youtube.com/watch?v=BLBNO2f00aY

 

 

https://www.youtube.com/watch?v=B1_fHmCUcYo

 

 

https://www.youtube.com/watch?v=hpDO2MVvHT8

 

Pe, 12/21