Im Zeichen der Edelrosen
Das 28. Kasseler Rundgespräch im Bundessortenamt Hannover vom 4. bis 6.September 2015 stand unter dem Motto „150 Jahre Edelrosen“
Am Freitagnachmittag wurden die Teilnehmer von Dr. Burkhard Spellerberg und Eilike Vemmer im Bundessortenamt begrüßt und anschließend in zwei Gruppen von Dr. Spellerberg und Frau Haslage durch die Anlagen des Rosensichtungsgartens geführt. Es folgte ein gemeinsamer Abend in Bachelle´s Restaurant.
Zur Begrifflichkeit ´Teehybriden´ oder ´Edelrosen´ stellte Eilike Vemmer zu Beginn der Vortragsveranstaltung am Samstag fest, dass diese heute ein sehr unterschiedliches Herkommen aus Teehybriden, Floribundas, Strauch- und Kletterrosen, ja sogar aus Wildrosen haben und dass viele fließende Übergänge bestehen.
Züchterischer Fortschritt hat bei dieser Rosengruppe zu buschigerem Wuchs und höherer Blattgesundheit geführt. Zwar ist die große Blüte - und diese möglichst mit Duft - immer noch wichtig, jedoch steht meist nur die erste Blüte einzeln am Triebende. Danach folgen dann wie bei Beetrosen mehrere Blüten pro Trieb.
Infolge dieser Entwicklung plädiert Sie dafür, diese nach der Verwendung als ´Edelrosen´ oder ´Beetrosen´ zu bezeichnen, so wie es in den Katalogen der Rosenschulen üblich ist.
In ihrem Referatsthema „Übergang von Remontantrosen zu Teehybriden“ legte Hella Brumme anschließend dar, dass die Entstehung der Teehybriden nicht an der Rosensorte ´La France´ und damit auch nicht an einem Datum festgeschrieben werden kann, weil es schon lange vorher Teehybriden gegeben hat. Das führte sie an vielen Beispielen früherer Sorten näher aus und resumierte, dass die Entwicklung von Teehybriden bereits 50 Jahre vor der Einführung des Klassennamens begann.
Lange haben die damaligen Züchter das Kreuzen dem Wind oder den Insekten überlassen und Sorten aus Sämlingen selektiert, welche aus Portland-, Bourbon-, Noisette-, Tee- oder anderen Rosen hervorgingen, bis Jean Sisley aus Lyon und Henry Bennett aus Stapleford mit geplanter Züchtung begannen. Dazu wählten sie oft Teerosen aus, um die Blüten schlanker und anmutiger werden zu lassen und um das Remontieren zu verstärken. Dadurch erweiterte sich das Farbspektrum, die Blütenknospen wurden länger und das Laub glänzender.
Die meisten der so entstandenen Sorten eigneten sich insbesondere für den Schnittrosenanbau und nur wenige, bei denen der robuste Charakter der Remontantrosen überwog, ließen sich im Freiland kultivieren. Rosen aus dieser Übergangsphase sind zum Beispiel die Sorten ´Gigantesque´ (Odier, 1849), ´Victor Verdier´ (Lacharme, 1859), ´La France´ (Guillot fis, 1867), ´Lady Mary Fitzwilliam´ (Bennett, 1882) oder ´Kaiserin Auguste Victoria´ (Lambert, 1891).
In vielen interessanten Züchtungsdetails beschrieb danach Eilike Vemmer wie sich die Edelrosenzucht in den 150 Jahren von ´La France´ über ´Gloria Die´ bis zu den heutigen Edelrosen entwickelt hat und Klaus Jürgen Strobel erläuterte die Bedeutung der Teehybriden als Schnittrosen in der Rosenzüchtung des 19. und 20. Jahrhunderts. Schließlich gab Dr. Eckhard Haenchen noch einen Einblick in die Bedingungen der Edelrosenzüchtung in der ehemaligen DDR.
Am Nachmittag stand wahlweise der Besuch des Großen Gartens, des Berggartens oder des Regenwaldhauses in Herrenhausen auf dem Programm.
Am Sonntagvormittag berichtete Dr. Burkhard Spellerberg über die ADR-Prüfung bei Edelrosen und die Rosenschulen Noack (Reinhard Noack), Tantau (Herr Löffler), Kordes (Thomas Proll) und BKN Strobel (Klaus-Jürgen Strobel) stellten ihre Züchtungsziele und neuesten Züchtungsergebnisse vor.
Die Vortragsveranstaltung klang aus mit einem herzlichen Dank an die Organisatorin
Eilike Vemmer, die den Staffelstab an Dorothea Jungen weitergab (Laudatoren: Klaus-Jürgen Strobel und Prof. Dr. Hans-Peter Mühlbach) sowie einem herzlichen Dank an den langjährigen Moderator Klaus-Jürgen Strobel.
Ein besonderer Dank gilt Dr. Spellerberg und seinen Mitarbeitern, welche die Teilnehmerschaft im Vortragssaal und in den Pausen hervorragend mit Getränken, Schnittchen und Gebäck versorgten.
Nach einem Mittagsimbiss im Bundessortenamt konnten die Teilnehmer auf Wunsch noch die Privatgärten von Eilike Vemmer, Dr. Burkhard Spellerberg, Hartmut Brinkmann oder Eberhard Hentschke besuchen.
Pe, 09/15