Rückblick einer Rosenfreundin

 zur Weihnachtsfeier 2018 der Rosenfreunde Dortmund

 

„In diesem Jahr waren die Rosenfreunde Dortmund im holländischen Zeeland. Sicher haben viele von Ihnen den wunderbaren und ausführlichen Bericht darüber auf unserer Homepage von Brigitte Ruhnau gelesen. Ich erzähle Ihnen noch einige Begebenheiten:

 

Impressionen unserer Reise nach Zeeland 2018

 

Als die Idee aufkam, die diesjährige Gartenreise nach Zeeland zu unternehmen, waren viele Rosenfreunde skeptisch: ´Haben die denn interessante Gärten?´. Brigitte Ruhnau konnte die Skeptiker beruhigen; mein Mann und ich haben dabei mitgeholfen. Wir hatten auf unserer Urlaubsreise 2014 sehr schöne Privatgärten in Zeeland gesehen und unsere Meinung ´Niederländer können Gärten´ war da mal wieder bestätigt worden…

 

Mit dieser Erwartung und unserer Wunschreiseleiterin Frau Kossen-Hirth von Laade-Gartenreisen fuhren wir los. In Dortmund goss es bei der Abfahrt in Strömen, aber wir gönnten den Dortmundern nach der langen Trockenheit den heiß ersehnten Regen. Wir fuhren nach Zeeland und der Sonne entgegen.

 

Unser erstes Ziel war der historische Garten mit Teehaus von Etty van Best in Brabant. Dort bekamen wir eine wunderbare Einführung in die Geschichte des Gartens und einen köstlichen Lunch – natürlich mit ´Coffee und Gebakk´. Anschließend flanierten wir durch diesen herrlichen Waldgarten,der französische und englische Gartenkunst vereint.

 

Unsere nächsten Ziele waren der Garten und die Gärtnerei von Laura Dingemanns: ein Garten von Künstlerhand geschaffen mit traumhaften Pflanzenkulissen in den Gartenräumen. Auffallend waren die häufige Verwendung von Moschata-Hybriden und die vielen seltenen Gehölze. Und das alles getragen von einem hervorragend angewandten Fachwissen bezüglich Standort, Verwendungszweck und einfühlsamer Kombination. Wir waren hingerissen! Und dann der Gang durch die Gärtnerei: Ich wählte zwei Salbeisorten, einen himmelblauen und einen tief dunkelblauen, die Ende November noch immer in unserem Garten blühten. Natürlich gab es auch noch – wen wundert es? – Coffee und Gebakk.

 

Aber nicht nur dieser wunderbare Garten hat uns berührt sondern auch das persönliche Schicksal der Dingemanns: Sie wollen Garten und Gärtnerei aus Altersgründen aufgeben und suchen einen Käufer.

Wir haben ihnen dazu viel Glück gewünscht, dass sie einen guten Käufer für ihr Lebenswerk finden und dann ihren Ruhestand genießen können.

 

Die Ankunft in unserem Hotel war ein herrliches Erlebnis. Es liegt direkt an der Westerschelde und bei den Mahlzeiten konnten wir durch bodentiefe Panoramafenster den Blick auf das Wasser genießen – mit all diesen wunderschönen Lichtstimmungen.

 

Der Garten Tuin ´t Hofje wird vielen auf Anhieb im Gedächtnis sein. Nicht nur wegen der engagierten Führung durch die herrlichen Gartenzimmer, wegen der tollen Sichtachsen, wegen dem köstlichen selbstgebackenen Kuchen und dem wunderschönen Taubenhaus, das ich am liebsten in meinen Garten umgesiedelt hätte. Nein – der Hausherr, der wie viele unserer Gastgeber hervorragend Deutsch sprach, suchte bei seinen Erklärungen einmal nach dem Wort ´Regen´ und da ihm das Wort nicht einfiel, sagte er „Himmelwasser“. – Poesie im Garten!

 

Garten und Gärtnerei ´In Goede Aarde´ sind mir lebhaft in Erinnerung. Der Besitzer, der uns mit so viel Leidenschaft durch seinen Schaugarten führte, erklärte uns seine Prinzipien der Staudenkulturen in seiner Gärtnerei: begrenztes Sortiment, darin aber die überragensten, die kräftigsten, die farbenprächtigsten und die winterharten Sorten. Ich wählte schließlich die Verbene ´Lavender Spires´, die nicht mit den uns bekannten Blütenstandsformen aufwartet, sondern kandelaberähnliche Blütenstände entwickelt, die bei uns wochenlang immer neue Blüten an den einzelnen Rispen öffnen.

Ich hoffe, sie ist nicht steril… Dazu wählte ich noch einen violetten Phlox, der sehr gesund sein soll. An der Kasse ist eine Rosenfreundin vor mir, die bezahlen will.

Sie bittet ihren Mann um die Geldbörse. Er schaut bedauernd und sagt: ´Die habe ich im Bus gelassen´! Natürlich unterstellt niemand diesem Ehemann Absicht. – Ich leihe ihr das Geld und bekomme es selbstverständlich umgehend zurück: - Pflanzenverrückte

unter sich! - Gut, dass unser Busfahrer Bernhard ein ganzes Abteil von Kofferfächern im Bus für die Pflanzen reserviert hat!

 

Aber nicht nur die Menschen mit ihren Gärten bleiben unvergessen sondern auch die Mitreisenden. Und dann diese Tischgespräche – ein Abend ist mir da besonders

in Erinnerung: Thema ´Die Emanzipation der  Frau´ am Tisch der Jahrgänge 1935 bis 1949.

Ein Rosenfreund zitierte einen Spruch aus seiner Jugend: ´Mädchen schlagt die Augen nieder, denn es geht ein Herr vorüber´. Die Diskussion war lebhaft und engagiert. Ein sehr eklatantes Beispiel ist für mich die Tatsache, dass Frauen bis 1977 ihre Ehemänner um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie ihren Beruf ausüben wollten. Manche Arbeitgeber wollten sogar das schriftliche Einverständnis der Ehemänner. Ironischer Kommentar meines Mannes zu dem Thema: ´Ich wäre ja dumm gewesen, wenn ich meiner qualifizierten Frau das Arbeiten verboten hätte. Außerdem hätte das dem Familienfrieden gar nicht gut getan´… Trotz dieses – an sich ernsten Themas – hatten wir viel Spaß, denn alle Frauen an unserem Tisch hatten diese Ungerechtigkeiten – jede auf ihre Weise – hervorragend gemeistert.

 

Und weiter ging es mit dem Garten von Metty und Piet Schout ´t Puntje´. Auch hier: Begeisterte Gärtner und lekker Coffee met Gebakk. In diesem Garten haben mich besonders die Wolken von Erigeron, dem spanischen Gänseblümchen, auf den nackten Steinplatten beeindruckt und der Blick über die Hecke direkt auf die Westerschelde. Beim Gespräch mit meinem Mann abends im Hotel schwärmte ich von diesem Garten: ´Wenn das mein Garten wäre, würde ich mir an dem Heckenausschnitt einen Hochsitz bauen lassen. Da würde ich dann sitzen und die Schiffe auf der Westerschelde gucken´.  Darauf mein Mann: ´Es ist aber nicht dein Garten´! Ich unterstelle jetzt nicht, dass er froh war, diesen Hochsitz nicht bauen zu müssen…

 

Am letzten Morgen – die Koffer und Taschen sind schon im Bus verstaut – treffen sich einige Mitreisende auf dem Deich, um noch einmal diesen wunderbaren Blick auf die Westerschelde zu genießen. Von rechts kommen die großen Containerschiffe von Antwerpen in Richtung Nordsee, von links kommen die Schiffe mit Ziel Antwerpen. Im Uferbereich herrscht Ebbe und wer kommt da aus dem Uferbereich hochgeklettert? Ein Rosenfreund mit Händen voller zeeländischer Austern und verteilt sie großzügig. Meine ist noch geschlossen. Ob sie wohl eine Perle enthält? Wenn nicht –egal!

 

Jedenfalls war diese Reise wieder eine Perle in der Perlenkette von Reisen, die wir mit den Rosenfreunden gemacht haben und unser Dank gilt wieder unserer Reiseorganisatorin Brigitte Ruhnau für die viele Arbeit! Und wir danken herzlich Heide und Hermann Kopp, die diesen `Laden´ zusammenhalten!

 

Und wenn wir jetzt in Sümmern in unseren Garten gehen: ´Gibt es dann auch Coffee met Gebakk?“

 

 

Text:     Marlene Heggemann,

             mit Genehmigung der Autorin in die Homepage eingestellt                                                                                                                         Pe, 12/18